Menschen auf dem Richterstuhl
Zum Thema: Ewige Verdammnis
(Quelle: William Paul Young, „Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott", Allegria Verlag)

(...) Mack war dankbar, dass die Dunkelheit seine Verlegenheit verbarg. Das darauf folgende Schweigen erschien ihm weitaus länger als die wenigen Sekunden, die es tatsächlich dauerte, bis er schließlich seine Stimme wiederfand und fragte: »Über wen soll ich denn richten?«
»Über Gott.« Sie schwieg einen Moment. »Und über die mensch­liche Rasse.« Die Worte rollten ihr von der Zunge, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.

Mack war entgeistert. »Das soll doch wohl ein Witz sein!«, rief er aus.
»Warum? Es gibt doch in deiner Welt bestimmt eine Menge Men­schen, von denen du glaubst, dass sie verurteilt werden sollten. Es muss doch wenigstens ein paar geben, die du für all das Leid verant­wortlich machen kannst? Was ist mit den Gierigen, die sich auf Kos­ten der Armen mästen? Was ist mit denen, die ihre Kinder für den Krieg opfern? Was ist mit den Männern, die ihre Frauen verprügeln, Mackenzie? Was ist mit den Vätern, die ihre Söhne schlagen, nur um sich abzureagieren und ihr eigenes Leid zu lindern? Verdienen sie es nicht, dafür vor Gericht gestellt und verurteilt zu werden, Mackenzie?«

Mack spürte, wie seine ganze aufgestaute Wut in ihm anschwoll wie eine Springflut. Er versuchte, gegen die inneren Bilder anzukämpfen, die auf ihn einstürzten, aber er fühlte, wie er die Kontrolle verlor. Er ballte die Fäuste, sein Magen krampfte sich zusammen, sein Atem ging gepresst und schnell.
»Und was ist mit dem Mann, der sich kleine unschuldige Mädchen als Opfer sucht? Was ist mit ihm, Mackenzie? Ist dieser Mann schul­dig? Sollte er verurteilt werden?«
»Ja!«, schrie Mack. »In die Hölle mit ihm!« »Trägt er die Schuld für deinen Verlust?«
»Ja!«
»Was ist mit seinem Vater, der den Charakter seines Sohnes so fürchterlich verbogen und deformiert hat, was ist mit ihm?«
»Ja, er ist auch schuldig!«
»Wie weit sollen wir also zurückgehen, Mackenzie? Dieses Erbe menschlicher Gebrochenheit lässt sich zurückverfolgen bis zu Adam. Was ist mit ihm? Was ist mit Gott? Gott hat das alles angefangen. Ist Gott schuldig?«
Mack fühlte sich ganz schwindelig. Er kam sich ganz und gar nicht wie ein Richter vor, sondern als würde er selbst auf der Anklagebank sitzen.

Die Frau kannte keine Gnade. »Ist nicht genau das der Punkt, wo du feststeckst, Mackenzie? Ist das nicht der Motor für die Große Trau­rigkeit? Dass Gott nicht vertrauenswürdig ist? Gewiss kann ein Vater wie du doch über den Vater urteilen!«
Wieder stieg Zorn in ihm hoch wie eine lodernde Flamme. Er wollte um sich schlagen, aber sie hatte recht und es hatte keinen Sinn, das zu leugnen.
Sie fuhr fort. »Ist nicht genau das die Anklage, die du vorbringst, Mackenzie? Dass Gott dich im Stich gelassen hat, dass er Missy im Stich gelassen hat? Und dass er dann zuließ, dass eine kranke Seele Missy aus deinen liebenden Armen raubte, obwohl Gott doch die Macht gehabt hätte, es zu verhindern. Ist also Gott nicht schuldig, Mackenzie?«
Mack starrte auf den Boden. Schließlich zeigte er mit dem Finger auf sie und sagte lauter als beabsichtigt: »Ja, Gott ist schuldig!«
Die Anklage hing im Raum, während in Macks Herz der Hammer auf den Richtertisch niedersauste.

»Dann«, sagte sie mit einem endgültigen Ton in der Stimme, »wenn du so leicht über Gott dein Urteil fällen kannst, kannst du gewiss auch über die Welt richten.« Wieder sprach sie ohne jede Emotion. »Du musst zwei deiner Kinder auswählen, die dann die Ewigkeit in Gottes neuem Himmel und auf seiner neuen Erde verbringen dürfen. Aber nur zwei.«

»Was?«, brach es aus ihm heraus, und er starrte sie ungläubig an.
»Und du musst von deinen Kindern drei auswählen, die dann die Ewigkeit in der Hölle verbringen werden.«
Mack konnte nicht glauben, was er da hörte, und geriet in Panik.
»Mackenzie.« Ihre Stimme klang nun wieder so ruhig und wundervoll wie in dem Moment, als er sie zum ersten Mal gehört hatte. »Ich bitte dich lediglich darum, etwas zu tun, von dem du glaubst, dass Gott es auch tut. Er kennt jeden Menschen, der jemals gelebt hat, und er kennt sie alle viel, viel besser und genauer, als du deine Kinder je kennen wirst. Er liebt alle seine Söhne und Töchter so, wie sie sind. Du glaubst, er würde einige von ihnen zu einem Leben in der Hölle und unter ewiger Folter verdammen, getrennt von seiner Gegenwart und Liebe. Stimmt es nicht, dass du das glaubst?«
»Ja, so ist es wohl. Aber so habe ich noch nie darüber nachgedacht.« Tief geschockt stolperte er regelrecht über seine eigenen Worte. »Irgendwie habe ich angenommen, dass Gott dies tatsächlich tun könnte. Über die Hölle zu reden hatte immer etwas Abstraktes. Ich habe mir dabei nie vorgestellt, dass tatsächlich jemand, den ich kenne . . . « Mack zögerte, denn ihm wurde klar, dass das, was er nun sagen musste, sehr hässlich klingen würde, »dass tatsächlich jemand, den ich wirklich gern habe, in die Hölle kommen würde.«

»Aber du glaubst, dass es Gott leichtfallen würde, obwohl du selbst niemanden, den du liebst, dorthin schicken könntest? Na los, Mackenzie. Wen von deinen fünf Kindern willst du in die Hölle schi­cken? Katie macht dir im Moment die größten Schwierigkeiten. Sie benimmt sich unmöglich dir gegenüber und hat sehr verletzende Dinge gesagt. Vielleicht sollte deine erste Wahl daher auf sie fallen. Wie ist es? Du bist der Richter, Mackenzie, und du musst entscheiden.«
»Ich will nicht der Richter sein«, sagte Mack und stand auf. Seine Gedanken überschlugen sich. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wie konnte Gott ihn vor eine solche Wahl stellen? Es kam nicht in­frage, Katie oder irgendeines seiner Kinder in die ewige Verdammnis zu schicken, nur weil sie gesündigt hatten. Selbst wenn Katie oder Josh oder Jon oder Tyler schreckliche Verbrechen begangen hätten, würde er es niemals tun. Er konnte es einfach nicht! Für ihn spielte es keine Rolle, was sie getan hatten, sondern nur, dass er sie liebte.

»Ich kann das nicht«, sagte er leise. »Du musst«, erwiderte sie.
»Ich kann das nicht«, sagte er lauter und heftiger. »Du musst«, sagte sie wieder, diesmal sanfter.
»Ich... weigere... mich!«, schrie Mack, und sein Blut kochte.
»Du musst«, flüsterte sie.
»Ich kann nicht. Ich kann nicht. Ich weigere mich!«, schrie er. Die Frau stand einfach da und wartete. Schließlich schaute er sie flehend an. »Kann ich an ihrer Stelle gehen? Wenn schon jemand auf ewig in die Hölle muss, dann lasst mich an ihrer Stelle gehen. Ist das mög­lich? Kann ich es für sie tun?« Er sank vor ihr auf die Knie, weinend und bettelnd. »Bitte, lass mich anstelle meiner Kinder gehen, bitte, ich würde es gern tun... Bitte, ich flehe dich an. Bitte... bitte... «
»Mackenzie, Mackenzie«, flüsterte sie, und ihre Worte waren wie ein erfrischender Wasserguss an einem furchtbar heißen Tag. Sie legte ihre Hände sanft auf Macks Wangen und ließ ihn wieder aufstehen. Durch seine Tränen sah er ihr strahlendes Lächeln. »Nun klingst du wie Jesus. Du hast ein gutes Urteil gefällt, Mackenzie. Ich bin so stolz auf dich!«

»Aber ich habe doch gar nicht geurteilt«, sagte Mack verwirrt.
»Oh doch, das hast du. Du hast das Urteil gefällt, dass deine Kinder es wert sind, von dir geliebt zu werden, und du warst bereit, für diese Liebe alles aufzugeben. Das ist die Art, wie Jesus liebt.« Als er das hörte, musste er an seinen neuen Freund denken, der am See auf ihn wartete. »Und nun weißt du, was Papa [Anm.: Gott Vater] empfindet«, fügte sie hinzu, »der alle seine Kinder vollkommen liebt.«
Sofort sah Mack ein Bild Missys vor sich, und neue Wut packte ihn. Ohne nachzudenken, setzte er sich wieder auf den Richterstuhl.
»Was ist jetzt geschehen, Mackenzie?«, fragte sie.
Er wusste, dass er nichts vor ihr verbergen konnte. »Ich verstehe Jesu Liebe, aber Gott ist eine andere Geschichte. Ich finde, dass die beiden einander überhaupt nicht ähnlich sind.«
»Du hast deine Zeit mit Papa nicht genossen?«, fragte sie über­rascht.
»Doch, ich liebe Papa, wer immer sie ist. Sie ist erstaunlich, aber sie ist ganz anders als der Gott, den ich kannte.«
»Vielleicht stimmt das Bild nicht, das du dir von Gott gemacht hast.«
»Mag sein. Aber ich sehe einfach nicht, dass Gott Missy vollkom­men geliebt hat.«
»Du willst die Gerichtsverhandlung also fortsetzen?«, sagte sie mit trauriger Stimme.
Das ließ Mack für einen Moment verstummen. Aber dann sagte er:
»Was soll ich denn davon halten? Wenn Gott Missy wirklich geliebt hat, wie konnte er dann zulassen, dass sie etwas so Schreckliches erlei­den musste? Sie war ohne Schuld. Sie hat nichts getan, wofür sie ein solches Leid verdient hätte.«
»Ich weiß.«
Mack redete weiter. »Hat Gott sie dazu benutzt, mich für das zu strafen, was ich meinem Vater angetan habe? Das ist nicht fair. Das hatte Missy nicht verdient. Und Nan hatte es nicht verdient.« Tränen liefen ihm über die Wangen. »Ich hätte es vielleicht verdient, aber sie nicht.«
»Ist das deine Vorstellung von Gott, Mackenzie? Da ist es kein Wunder, dass du in deinem Kummer ertrinkst. So ist Papa nicht, Mackenzie. Sie bestraft weder dich noch Missy oder Nan. Gott hat diese Tat nicht begangen oder veranlasst.«
»Aber er hat sie nicht verhindert.«
»Nein, das hat er nicht. Er verhindert eine Menge Dinge nicht, die ihm großen Kummer bereiten. In eurer Welt läuft vieles schrecklich falsch. Ihr habt eure Unabhängigkeit eingefordert, und nun seid ihr wütend auf den, der sie euch geschenkt hat, weil er euch so sehr liebt. Gegenwärtig ist nichts so, wie es sein sollte, wie Papa es sich ge­wünscht hat und wie es eines Tages sein wird. Gegenwärtig ist eure Welt in Dunkelheit und Chaos versunken, und schreckliche Dinge geschehen jenen, die er besonders lieb hat.«
»Warum unternimmt er dann nichts dagegen?« »Das hat er bereits . . . «
»Du meinst das, was Jesus getan hat?«
»Hast du nicht gesehen, dass auch Papa die Wundmale trägt?«
»Das habe ich nicht verstanden. Warum hat er. . . «
»Um der Liebe willen. Er wählte den Weg des Kreuzes, bei dem, durch die Liebe motiviert, Gnade über Gerechtigkeit triumphiert. Wäre es dir lieber, er hätte Gerechtigkeit für alle gewählt? Willst du Gerechtigkeit, >Herr Richter<?« Sie lächelte, als sie das sagte.
»Nein, das will ich nicht.« Mack senkte den Kopf. »Nicht für mich und nicht für meine Kinder.«
Sie wartete.
»Ich verstehe immer noch nicht, warum Missy sterben musste.«
»Das musste sie auch nicht, Mackenzie. Papas Plan sah das nicht vor. Papa hat niemals das Böse benötigt, um seine guten Ziele zu er­reichen. Ihr Menschen habt das Böse in eure Welt gebracht, und Papa hat darauf mit Güte geantwortet. Was mit Missy geschah, war das Werk des Bösen, und niemand in eurer Welt ist dagegen immun.«
»Aber es tut so weh. Es muss einen besseren Weg geben.«
»Ja, den gibt es. Aber gegenwärtig erkennst du ihn noch nicht. Gib deine Unabhängigkeit auf, Mackenzie. Kehre um. Hör damit auf, Gott zu verurteilen, und öffne dich dafür, wie Papa wirklich ist. Dann kannst du dich inmitten deines Schmerzes für Papas Liebe öffnen, statt ihn durch deine egozentrischen Vorstellungen, wie das Univer­sum sein sollte, von dir wegzustoßen. Papa ist in deine Welt gekom­men, um bei dir zu sein, und bei Missy.«

Mack erhob sich von dem Stuhl. »Ich will kein Richter mehr sein. Ich möchte Papa wirklich vertrauen.« Zunächst ohne dass Mack es bemerkte, wurde das Licht heller, als er um den Tisch herum zu dem anderen Stuhl ging, wo alles angefangen hatte. »Aber ich werde Hilfe brauchen.«
Sie näherte sich ihm und umarmte ihn. »Das ist der Beginn deiner Reise nach Hause, Mackenzie. Ohne Zweifel.«
Plötzlich durchbrach Kinderlachen die Stille der Höhle. Es schien durch eine der Wände zu dringen. Mack konnte die Wände jetzt deut­lich erkennen, denn in dem Raum wurde es immer heller. Als er in Richtung des Lachens schaute, wurde die Felswand durchscheinend und Tageslicht drang in die Höhle. Verblüfft spähte Mack durch den dunstigen Glanz, und schließlich konnte er in der Ferne spielende Kinder erkennen.
»Das hört sich nach meinen Kindern an!«, rief Mack, und vor Erstaunen blieb ihm der Mund offen stehen. Als er auf die Wand zuging, teilte sich der Dunst, als hätte jemand einen Vorhang weg­gezogen. Mack schaute hinaus auf eine Wiese, und dahinter erkannte er den See. Majestätisch erhoben sich im Hintergrund hohe Schneeberge mit dicht bewaldeten Flanken. Am Fuß der Berge sah er das Blockhaus, wo Papa und Sarayu auf ihn warteten. Unmittelbar vor ihm rauschte ein Bach aus dem Nirgendwo herab und floss durch eine Wiese voller Bergblumen in den See. Überall sangen Vögel, und der süße Duft des Sommers erfüllte die Luft.
All das sah, hörte und roch Mack in wenigen Augenblicken, aber dann wurde sein Blick von einer Bewegung angezogen. Nahe einer Stelle, wo der Bach sich zu einem kleinen Teich aufstaute, ehe er in den See floss, spielten Kinder, keine fünfzig Meter von ihm entfernt. Er erblickte seine eigenen Kinder dort - Jon, Tyler, Josh und Kate. Aber warte! Da war noch jemand!
Mit keuchendem Atem starrte er angestrengt zu ihnen herüber. Er versuchte, zu ihnen zu gelangen, und kämpfte dabei gegen eine un­sichtbare Kraft an. Der Fels schien immer noch da zu sein, auch wenn er durchsichtig geworden war. Dann sah Mack sie klar und deutlich. »Missy!« Da war sie. Sie planschte mit nackten Füßen im Wasser herum. Als hätte sie ihn gehört, löste sie sich von der Gruppe und rannte über den Pfad, der genau vor Mack endete, rannte genau auf ihn zu.
»Oh mein Gott! Missy! Missy!«, schrie er und versuchte, vorwärts zu laufen, durch den Schleier, der sie voneinander trennte. Zu seiner Bestürzung war da eine Kraft, die es ihm nicht gestattete, näher zu seiner Tochter zu gelangen. Es schien eine magnetische Kraft zu sein, die immer stärker wurde, je mehr er gegen sie ankämpfte. Er war in der Höhle gefangen.
»Sie kann dich nicht hören.«
Mack wollte das nicht akzeptieren. »Missy!«, rief er so laut er konnte. Sie war so nah. Die Erinnerungen, die er auf keinen Fall ver­lieren wollte und die doch allmählich zu verblassen begannen, spran­gen wieder hell und klar in sein Bewusstsein. Er suchte krampfhaft nach einem Griff oder Hebel, um diese durchsichtige Wand irgend­wie aufzudrücken und einen Weg zu seiner Tochter zu finden. Aber da war nichts.
Inzwischen hatte Missy das Ende des Pfades erreicht und stand nahe vor Mack. Ihr Blick war aber eindeutig nicht auf ihn gerichtet, sondern auf etwas, das sich zwischen ihnen befand, etwas Großes, das für ihn selbst unsichtbar war.

Schließlich hörte Mack auf, gegen das Kraftfeld zu kämpfen, und drehte sich halb zu der Frau um. »Kann sie mich sehen? Weiß sie, dass ich hier bin?«, fragte er verzweifelt.
»Sie weiß, dass du hier bist, aber sie kann dich nicht sehen. Von ihrer Seite aus sieht sie den schönen Wasserfall, weiter nichts. Aber sie weiß, dass du dich dahinter befindest.«
»Wasserfälle!«, rief Mack lachend. »Sie liebt Wasserfälle, kann gar nicht genug davon bekommen!«Jetzt konzentrierte Mack sich auf sie und versuchte, sich so genau wie möglich an alle Details ihres Ge-. sichts, an ihr Haar und ihre Hände zu erinnern. Da erschien ein strah-. lendes Lächeln auf Missys Gesicht. Mack sah, wie Missys Lippen langsam und mit großer Deutlichkeit die Worte formten: »Es geht mir gut...« Und dann schrieb sie in die Luft: »Ich liebe dich.«

Das war zu viel, und Mack weinte vor Freude. Er konnte nicht auf­hören, sie anzuschauen, sie durch die rauschenden Kaskaden seines eigenen Wasserfalls hindurch zu beobachten. Es war schmerzhaft, ihr wieder so nah zu sein, sie dort stehen zu sehen, auf ihre unnachahm­liche Art - ein Bein vorgestreckt, die Hand auf der Hüfte, das Hand­gelenk nach innen gedreht. »Es geht ihr wirklich gut, nicht wahr?«
»Viel besser, als du dir vorstellen kannst. Dieses Leben ist nur ein Vorzimmer zu der größeren Realität, die auf euch wartet. In eurer Welt entfaltet niemand sein volles Potenzial. Sie ist nur eine Vorbe­reitung auf das, was Papa die ganze Zeit über für euch vorgesehen hatte.«
»Kann ich zu ihr? Wenigstens für eine Umarmung und einen Kuss?«, bat er leise.
»Nein. Sie wollte es so.«
»Sie wollte es so?« Mack war verwirrt.
»Ja. Sie ist ein sehr weises Kind, unsere Missy. Ich habe sie ganz besonders gern.«
»Und sie weiß wirklich, dass ich hier bin. Bist du da sicher?«
»Ja, absolut«, versicherte die Frau ihm. »Sie hat sich sehr auf diesen Tag gefreut, darauf, mit ihren Geschwistern zu spielen und in deiner Nähe zu sein. Sie hätte es sehr gern gehabt, wenn auch ihre Mutter hier wäre, aber das wird bei einer anderen Gelegenheit geschehen.«
Mack drehte sich zu der Frau um. »Sind meine anderen Kinder wirklich hier?«
»Sie sind hier und doch nicht hier. Nur Missy ist wirklich hier. Die anderen träumen und werden sich nur vage an diesen Traum erin­nern - manche deutlicher, andere weniger deutlich, aber keines dei­ner anderen Kinder wird eine vollständige Erinnerung haben. Für sie ist es ein sehr friedlicher Schlaf, außer für Kate. Für sie wird dieser Traum nicht leicht sein. Missy dagegen ist hellwach.«
Mack verfolgte jede Bewegung seiner teuren Missy. »Hat sie mir vergeben?«, fragte er.
»Dir was vergeben?«
»Dass ich nicht da war, als sie mich gebraucht hätte«, flüsterte er.
»Es entspricht ihrer Natur, dir zu vergeben. Wenn es etwas gäbe, das zu vergeben wäre.«
»Aber ich habe nicht verhindert, dass sie entführt wurde. Er hat sie sich geholt, als ich nicht auf sie achtgegeben habe und... « Seine Stimme versagte.

»Vergiss nicht, dass du da gerade deinem Sohn das Leben gerettet hast. Außer dir selbst gibt es im ganzen Universum niemanden, der denkt, dass dich eine Schuld trifft. Missy denkt das nicht, Nan nicht ünd Papa auch nicht. Vielleicht ist es Zeit, nicht länger daran fest­zuhalten - an dieser Lüge. Und Mackenzie, selbst wenn du Schuld tragen würdest, Missys Liebe ist so viel stärker, als es dein Versagen jemals sein könnte.«
In diesem Moment rief jemand Missys Namen, und Mack erkannte die Stimme. Sie kreischte vor Freude und fing an, zu den anderen zu­rückzurennen. Abrupt blieb sie stehen und lief wieder zu ihrem Vater zurück. Sie machte eine große Umarmungsgeste, als würde sie ihn an sich drücken, und mit geschlossenen Augen tat sie, als gäbe sie ihm einen Kuss. Hinter seiner Barriere vollzog Mack die Umarmung nach. Für einen Moment stand sie vollkommen still, als wüsste sie, dass sie ihm gerade eine wunderbare Erinnerung schenkte, winkte, drehte sich um und lief zu den anderen zurück.

Und jetzt sah Mack, wer Missy gerufen hatte. Es war Jesus, der mit Macks Kindern spielte. Ohne zu zögern, sprang Missy in seine Arme. Er wirbelte sie zweimal herum, ehe er sie wieder auf die Füße setzte, und dann machten sich alle lachend auf die Suche nach flachen Stei­nen, die man gut über das Wasser hüpfen lassen konnte. Ihre frohen Stimmen waren eine Symphonie für Macks Ohren, und während er ihnen zusah, ließ er seinen Tränen freien Lauf.

Plötzlich, ohne Vorwarnung, stürzte tosendes Wasser von oben herab und verbarg den Anblick und die Stimmen seiner Kinder vor ihm. Instinktiv sprang er zurück. Er erkannte, dass die Wände der Höhle, in der er sich befunden hatte, völlig verschwunden waren. Er stand in einer Grotte unmittelbar hinter einem Wasserfall.

Mack spürte die Hände der Frau auf seinen Schultern.
»Ist es vorbei?«, fragte er.
»Fürs Erste«, antwortete sie sanft. »Mackenzie, zu urteilen bedeutet nicht, zu zerstören, sondern Dinge in Ordnung zu bringen.«

Mack lächelte. »Ich fühle mich nicht länger in meinem Schmerz gefangen. «
Sie führte ihn behutsam um den Wasserfall herum, bis er Jesus sehen konnte, der immer noch am Seeufer stand und Steine übers Wasser warf. »Ich glaube, da wartet jemand auf dich.« ...




Mich hat dieser Text tief bewegt und er zeigt sehr gut auf, wie stark oft unser Verständnis von Gott beschränkt ist durch weltliche Vorstellungen.

Inhaltlich stimmt das Verhätlnis von Gerechtigkeit und Gnade zwar nicht - in folgendem Auszug:

"... »Um der Liebe willen. Er wählte den Weg des Kreuzes, bei dem, durch die Liebe motiviert, Gnade über Gerechtigkeit triumphiert. Wäre es dir lieber, er hätte Gerechtigkeit für alle gewählt? Willst du Gerechtigkeit, >Herr Richter<?« Sie lächelte, als sie das sagte. ..."

Was dem primären Sinn des Textes: Einer ewigen Verdammnis aber keinen Abbruch tut. Die Gnade hat nicht über Gerechtigkeit triumphiert. Vielmehr hat die Gnade die Gerechtigkeit erfüllt: Was Du mir tust an Bösem, vordergründig meiner Heiligkeit, das vergelte ich Dir mit meiner herzlichen Barmherzigkeit, spricht UR. Das ist die Logik URs. Und das ist die Gerechtigkeit URs. Die Gerechtigkeit, so lesen wir im UR-WERK, ist das höchste UNWANDELBARE GESETZ! Wir lesen von wandelbaren und undwandelbaren Gesetzen und Prinzipien. Wandelbar ist die Personifikation, wobei, so lesen wir im UR-WERK, so lehrt UR: Jede weitere Personifaktion von UR ist nicht Zeugnis von Splitterung sondern von der Größe der Einheit. Stellen wir uns in der Entsprechung einen Menschenfreund vor, welcher für jeden Menschen eine ander Bedeutung hat: Für viele ist ein bestimmter Mensch ein AUGENÖFFNER und WEGWEISER! Für den Partner ein Weggefährte! Für viele ein MUTIGER, welcher mit Rückgrat im Netz öffentlich schreibt. Für viele vertrauensvoller direkter Ansprechpartner, welcher nicht nur virtuell, sondern menschlich erreichbar ist. ER-REICH-BAR. BAR der Liebe. REICH an Liebe. ER ist die LIEBE. UND jede Personifikation ist ihm RECHT = GERECHTIGKEIT, um SEINE LOGIK = LOGOS für die EWGIGKEIT zu erhalten (in der Person liegt das ER-HALT-ende = die GEWAL = GOTT = JESUS). Da liegt ein heiliger Sinn darin. Das ist die Logik des HERRN UR JESUS! Im: Je mehr ... liegt niemals eine Splitterung, sondern ein Zeugnis der EINHEIT! - Selbst wenn es um die Personifaktion geht. Für den menschlichen Verstand eine umgekehrte Logik - scheinbar und auf den ersten Blick. Doch in geistiger Schau vermag man diese Logik zu erfassen.

Und so ist es nun, dass genau in dieser Logik der Barmherzigkeit als Antwort auf den FALL und Verletzung der Heiligkeit = Wunde der Schöpfung die Gnade und die Gerechtikeit vielmehr Hand in Hand gehen. In der Wechselwirkung der Doppelverbindung. Denn die Gerechtigkeit verlangt die Wiedergutmachung!!!

In der weltlichen Theologie spricht man hier von "billiger" Gnade. Das geht auf Martin Luther (Makarat) zurück: Er erkannte aus der Bibel: Du bist gerechtfertigt vor Gott, alleine, weil Du Kind des Schöpfers bist. Du kannst nicht tun, Dir die Rechtfertigung zu erlangen. Durch keine Taten. So erlangte er den "Vorwurf" der "billigen" Gnade.

Luther hatte Recht! Du kannst Dir den Himmel nicht verdienen. Und Jesus sagt selbst: Wer rechnet, hat den Lohn dahin! Also hatte Luther RECHT! Und genau in diesem RECHT des UR-WERKES liegt jedoch in der Gnade selbst das Recht in der Wechselwirkung: Die Wiedergutmachung! Von dieser lesen wir im UR-WERK - von der Wiedergutmachung - dass von dieser nicht einmal der OPFERSOHN befreien kann. Durch die Wiedergutmachung bringt man sich selbst WIEDER = WIEDERGEBURT = WIEDER EIN KIND = WERKKINSCHAFT! - Und es gerecht in der Wechselwirkung gegenüber dem OPFER der Heiligkeit. Hätte ja der ERNST in der Gerechtigkeit auch das RECHT gehabt, die Schöpfung aufzulösen, wäre Sadhana auf Golgatha nicht umgekehrt!.

Zitate aus "UR-Ewigkeit in Raum und Zeit":
Die inneren Essenz-Substanzen als die ursprünglichen bleiben auch dem Gefallenen zu eigen, sie dürfen ihm nach keinem Fundamente hin genommen werden.
6-1019Diese sind von ihm zurückzutragen, denn so bringt er sich selbst zurück. Von dieser nötigen Wiedergutmachung befreit ihn nicht einmal der Opfersohn! Der bietet ihm in Hinsicht dessen allerdings die Hand, ohne welche es für den Verirrten freilich keine Rückkehr gäbe. Ergreift er sie, wird ihm die eigene Umkehr sehr erleichtert. Auch ihr Lichtkinder, in die Materie wie Samenkörner eingesenkt, müßt euch auf einem Entsprechungswege selber wiederbringen.

(...)
Dennoch dürfte eine schöpfungsungerechte Tat nicht nur ein Opfersohn entsühnen, wie es auch ungut wäre, würde die vergeudete Zeit dadurch ausgeglichen, indem sie nicht als zusätzlich gelten könnte.
4-141O nein, so darf es nicht geschehen! Der Lastauslöser müßte sowohl eine Tat als auch die Mir entwendete Zeit auf gerechtem Sühneweg wiedergutmachen. Davon wäre niemand zu befreien! Daß solche Zeit für die UR-Ewigkeit wohl kaum Zusätzliches bedeutet, leuchtet euch ein; für das Kind selbst, auch für andere Kinder, wäre sie jedoch eine in ihrem Ablauf nicht zu übersehende Ewigkeit.
(Ziate Ende)

Das Gebrauchen des Verständnisses von Gnade und Gerechtnigkeit der Autorin/der Autoren ist aus weltlicher absolut korrekt. Deswegen, weil die Gerechtigkeit der Menschlichkeit im alttestamentlichen: Auge um Auge und Zahn um Zahn stehen geblieben ist - und dieses Verständnis von Gerechtigkeit leider auch bei den Christen fest verankert ist. Doch da ist die Feindesliebe und das Doppelgebot der Liebe in der Erfüllung ALLER Gesetze der Propheten durch Jesus Christus. So ist also die Gerechtigkeit in diesem Verständnis zu sehen und aus dieser Sicht gehen nun diese "himmlische" Gerechtigkeit und die Gnade Hand in Hand in der Wechselwirkung!! Der Vater geht dem verlorenen entgegen, aber er muss schon selber auch gehen. Das ist gerecht. Nach Hause getragen wird niemand. Aber der Weg wird gerecht aufbereitet.