Von Krishnas Töten der Feinde
zu Gandhis Feindesliebe
Satyagraha, gewaltloser Widerstand in Liebe, Weisheit und Stärke

Hintergründe unserer Reise nach Indien (6. - 15.1.2002)
zur Auflösung der Folgen der Mahabharata-Schlacht vor 5000 Jahren bei welcher 6,4 Millionen(!) Menschen starben.

ein Artikel von Stefan Bamberg

Bereits Anfang des letzten Jahrhunderts kam der Inder Sadhu Sundar Singh (1889 - 1929) zu einer erstaunlichen Erkenntnis. Ihm wurde klar, daß die von vielen Millionen Menschen als "höchste Persönlichkeit Gottes" verehrte Wesenheit Krishna nicht Gott sein kann, sondern im Gegenteil es sich um eine im höchsten Maße kriegerische, ja dämonisch handelnde Wesenheit handelt. Die Bibel der Hindus, die Bhagavad Gita stammt von dieser Wesenheit, welche diese kurz vor der großen Mahabharata-Schlacht kundtat. Es ist um so erstaunlicher, daß die nun folgenden Erkenntnisse von einem Inder, welcher ja von Kindheit an mit den Philosophien der Bhagavad Gita aufwuchs, errungen wurden.


Hier ist Sadhu Sundar Singhs Bericht aus dem Buch "Sadhu Sundar Singh, Gesammelte Schriften", herausgegeben vom Friso Melzer Verlag, Bestellnummer: 112300, ISBN 3-7675-2300-0:

In den einleitenden Versen der Bhagavad Gita wird folgende Geschichte erzählt: als Arjuna auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra seine Verwandten und Freunde in Kampfordnung gegen sich aufgestellt sah, weigerte er sich zu kämpfen und sagte: "Ich begehre weder Königreich noch Reichtum noch Ehre. Es wäre besser, ich stürbe durch ihre Hand, als daß ich meine Verwandten töten und als ein Sünder gezeichnet wäre." (Rede des Arjuna, frei umschrieben nach Gita I 32 ff). Es scheint, als vertrete Arjuna hier das wahre indische Denken des Ahimsa (Nicht-Töten), das sich in diesem Fall mit dem christlichen eng berührt. (Anm.: Es lohnt sich hier die vollständigen Aussprüche Arjuna am Anfang der Bhagavad Gita einmal nachzulesen, in welchem Arjuna haargenau die verheerenden Folgen dieser Schlacht aufzeigt, so sie nun entbrennen würde. Siehe Artikel: Einblick in die Bhagavad Gita...".)

Doch Krishna überredete ihn zu kämpfen, indem er sprach: "Gräme dich nicht. Eine Seele stirbt nicht, noch kann sie erschlagen oder verbrannt werden." (Gita II
20-24, kurz zusammengefaßt)
Zeigt diese Gesinnung dieser Verse nicht deutlich, daß Arjuna höheres Mitgefühl und Liebe hat als Krishna? Vielleicht wird jemand sagen, Krishna habe Arjuna zum Kampf ermutigt, damit er Tyrannei und Ungerechtigkeit vertreibe und Recht und Gerechtigkeit begründe. Darauf gibt es zwei Antworten: Erstens wirken die Waffen der Liebe besser als Bogen, Pfeil und Schwert; und zweitens, wenn dies alles Täuschung wäre (wie Krishna sagt), dann hätte der, der sein Dasein gestattete, es verschwinden lassen und die Wirklichkeit offenbaren können, ohne daß Kampf notwendig würde. Das gilt noch ganz besonders im Fall einer Menschwerdung der Gottheit, wie Krishna sie darstellt: dieser hätte Arjuna überhaupt vom Kämpfen und Töten zurückhalten sollen, denn "alle sind das eine Brahma", und es ist doch unmöglich, daß Brahma mit sich selber kämpfe! (Anm.: Wir sind zwar alle aus Gott hervorgegangen, aber niemand sollte deshalb zu der Schlußfolgerung kommen, daß wir Gott selbst sind, denn wir bleiben auch dann immer noch Geschöpfe Gottes, Seine Kinder)

Einige halten Christus und Krishna entweder für ein und dieselbe Person oder wenigstens für einander ebenbürtig. Wenn wir aber ihr Leben und ihre Lehre sorgfältig betrachten, sehen wir darin eine ganze Welt von Unterschieden. Krishna ermutigte Arjuna zu kämpfen und zu töten, aber Christus lehrte Seine Jünger: "Liebet eure Feinde, betet für die, so euch verleumden." Und als der leicht erregbare Petrus das Ohr des Malchus, des Knechtes des Hohenpriesters, abschlug, rührte Christus es an, und sogleich war die Wunde geheilt (Luk. 22,50; Joh. 18, 10-11). Christus lebte selber beispielhaft vor, was Er in der Bergpredigt sowie in vielen anderen Seiner Reden über Liebe und Gewaltlosigkeit gelehrt hatte.


Krishna sagte: "Die Guten zu retten und die Sünder zu vernichten, dazu werde ich von Zeitalter zu Zeitalter geboren" (Gita IV 8). Jesus dagegen kam, um die Sünder zu retten (Matth. 9, 13; Luk. 19, 10). Welche Notwendigkeit bestand denn eigentlich, die Guten und Gerechten zu erretten, denn sie hatten sich die Erlösung doch durch ihre guten Werke (Karma) ,gesichert'? Aber es war gewiß sehr nötig, daß die Sünder gerettet würden, denn alle Menschen sind Sünder.

Es ist deshalb nutzlos, zu Krishna um Erlösung aufzublicken, denn er hat ja erklärt, in allen seinen Erscheinungen in der Welt komme er, um die Sünder zu vernichten, nicht aber um sie zu erretten. Dies zeigt, wir müssen die Erlösung bei Christus suchen, denn Er kam in die Welt, um die Sünder zu retten (Tim. 1, 15).

Unter den Büßern und Frommen wird dem Yogi die höchste Ehre zuerkannt. Aber der Mangel der Yoga-Ordnung ist, daß der Yogi im Zustand der Versenkung (Samadhi), wenn er in seiner besonderen Haltung dasitzt, also den Atem anhält und die Augen auf seine Nasenspitze richtet (Gita VI 13), oft in einen Zustand der Entrückung verfällt: er sieht dann eine verkehrte Welt, wo er, anstatt die Wahrheit zu finden, Gefahr läuft, betrogen zu werden. Wäre es für ihn nicht besser, er richtete seine Aufmerksamkeit auf Gott anstatt auf seine Nasenspitze?


In Europa wurde ich oft gefragt: Wieso Behält der Hinduismus Jahrhundert auf Jahrhundert seine Macht über die Inder, wenn er ihren Nöten doch nicht begegnen kann? Dafür gibt es zwei Grüne. Zum Ersten haben die Gebildeten und geistig Hochstehenden in irgendeiner philosophischen Richtung des Hinduismus wie dem Vedanta einen gewissen Trost gefunden und sind darein so verstrickt worden, daß sie nicht mehr darüber hinaus blicken können. Zum Zweiten haben die Fesseln der Kastenordnung die religiöse Freiheit der großen Menge der Hindus so sehr gehindert, daß sie aus ihnen nicht ausbrechen konnte.


Aber in diesen Tagen ereignen sich im Hinduismus viele Neuerungen und Wandlungen, denn die Inder kommen mit den Menschen und Lebensauffassungen aller Länder in Berührung; und vor allem spüren sie, wie die religiöse und sittliche Lehre des christlichen Evangeliums auf sie wirkt. Gott allein kann voraussehen, wie es dem Hinduismus in Indien ergehen wird Vielleicht wird er, weil er je länger je weniger den religiösen Nöten Indiens zu begegnen vermag, gleich dem Buddhismus vergehen.

(Zitat Ende)

So beginnt jetzt vielleicht mancher immer mehr zu ahnen, daß sich hinter der Erscheinung Krishna´s eine Wesenheit verbirgt, welche alles andere als die höchste Persönlichkeit Gottes, sondern im Gegenteil, ein Wesen mit starken dämonischen Zügen ist, also ein gefallenes Wesen, was sich am Rangstreit der "Götter" mitbeteiligte. Das gewaltige Belastungspaket, welches sich Krishna durch das riesige Blutbad, was er durch eigene Hand und durch Verbreitung seiner kriegerischen und die Gewissensstimme vernebelnden Philosophien auf sich gezogen hatte, mitzuhelfen zu erlösen, war Hauptaufgabe unserer Indienreise.
Wie wir an Mahatma Gandhis Leben sehen können, hatte Gandhi schon gewaltig mitgeholfen Krishnas Tatfolgen umzuwandeln und allerdeutlichstens gezeigt, wie auch der Konflikt vor 5000 Jahren, welcher sich in die Mahabaratha-Schlacht ausweitete, bei der mehrere Millionen Menschen starben, hätte gewaltlos gelöst werden können. Gandhi hat quasi so gehandelt, wie Arjuna hätte handeln sollen. Arjuna, welcher auf beiden Seiten der aufmarschierten Heere nur seine Brüder sah und deshalb nicht mehr kämpfen konnte, welcher Krishna dann allergenauestens die verheerenden Folgen dieser Schlacht vor Augen führte, wie sie Christus nicht besser hätte sagen können, wird dann aber doch durch die von Krishna angewendete Scheinlogik mit großer Intelligenz in seinem gesundem Gewissensempfinden so verdreht, daß er sich doch an der Schlacht beteiligt.

War vielleicht am Ende Gandhi der reinkarnierte Arjuna, welcher sich vorgenommen hatte aufzuzeigen, wie stark Krishna in seinen Ansichten fehlte? Wenn Gandhi auch zu Lebzeiten noch nicht durchschaute, wer Krishna in Wirklichkeit ist, so hat er jedoch in seinem Leben nichts von den irreführenden Philosophien Krishnas übernommen, wie sie in der Bhagavad Gita, welche eben diesen Dialog zwischen Krishna und Arjuna wiedergibt, zu finden sind und hat sie offensichtlich überlesen, wie es vielen Menschen mit solchen Büchern geht, in denen die Philosophien der gefallenen gottspielenwollenden Wesen wiedergegeben werden. Denn das Wahre, was auch in solchen Büchern zu finden ist, wird dazu benutzt, die Lüge zu verschleiern, aber Menschen mit einem tiefen Rechtsempfinden von ihrer Gewissensstimme aus, wie bei Gandhi, überlesen anscheinend die Textstellen mit Scheinwahrheiten.


Folgende Aussage Gandhi´s gibt seinen Satyagrahi-Geist des gewaltlosen Widerstandes sehr gut wieder, wie er es in seiner Biographie "Mein Leben" schrieb:

"Mag ein Satyagrahi auch noch so oft verraten werden, er wird immer wieder sein Vertrauen in den Gegner setzen, solange nicht zwingende Gründe zum Mißtrauen vorliegen. (...)
Er wird sich deshalb nie durch bloße Furcht vor Leiden zu grundlosem Mißtrauen verleiten lassen. Andererseits wird er sich, da er sich auf seine eigene Kraft (in Gottverbundenheit) verläßt, nichts daraus machen, wenn der Gegner ihn doch verrät. Er wird dennoch weiter vertrauen in der Überzeugung, daß er dadurch die Kräfte der Wahrheit stärkt und den Sieg näher bringt. (...)
Der Verfasser des Sanskrit-Spruchs "Versöhnlichkeit ist ein Schmuck des Mutigen" schöpft aus seiner reichen Erfahrung mit Satyagrahis, die nie irgend jemand den geringsten Anlaß geben, etwas an ihnen auszusetzen. Mißtrauen ist ein Zeichen von Schwäche und Satyagraha bedeutet Abtun jeder Schwäche und also auch des Mißtrauens; denn was soll Mißtrauen bei dem, der ja den Gegner nicht vernichten, sondern zu sich herüberziehen will.

Diese vorbildliche Haltung der von Gandhi geführten Inder bereits in Südafrika bewegte selbst einen der hartgesottensten Generäle zu folgender Aussage:

"Ich liebe eure Leute nicht und habe durchaus keine Lust, ihnen etwas zu Liebe zu tun. Aber was soll ich machen? Ihr helft uns in der Not. Wie können wir da Hand an euch legen? Ich wünschte oft ihr möchtet zur Gewalt greifen wie die englischen Streiker, dann wüßten wir sofort, wie wir euch loswerden würden. Aber ihr wollt ja nicht mal eurem Feind etwas Böses tun. Ihr wollt siegen lediglich dadurch, daß ihr selber Leiden auf euch nehmt, und übertretet nie eure selbstgesteckten Grenzen der Höflichkeit und Ritterlichkeit. Und eben das verdammt uns zu völliger Hilfslosigkeit."

Damit ist Gandhi wohl der Mensch, welcher am deutlichsten die enorme Wirksamkeit der Prinzipien der Bergpredigt aufzeigte und die Bergpredigt ist genau entgegen gesetzt zu den Hauptaussagen der Bhagavad Gita.