Ein gewaltiger Disput zwischen Gott und dem „Teufel",
vieles erklärend, was unklar im Wissen der Menschen
(Quelle: Jakob Lorber, Haushaltung Gottes, Band 3, Kap. 15ff)
[HGt.03_015,07] Als sie nun auf dieser Stelle sich befanden, da sprach der Herr zum Kisehel: „Siehe, Ich bin vor dir von Meinem großen Feinde übel angeklagt worden! Würde Ich Mich darob entschuldigen vor dir ohne den Ankläger, so würdest du in dir noch immer heimlich denken und sagen: ,Es mag wohl also sein und wird auch also eher sein, wie es der Herr uns geoffenbart hat; aber dessenungeachtet bleibt die Angabe des Drachen dennoch immer sehr merkwürdig, und sein Geständnis ist durchaus nicht ganz außer acht zu lassen!'
[HGt.03_015,08] Darum aber führte Ich euch hierher, und wir wollen diese Sache in der völligen Gegenwart des Drachen abmachen!"
[HGt.03_015,09] Nach dem tat der Herr einen starken Ruf, daß darob der ganze Erdkreis dröhnend erbebte.
[HGt.03_015,10] Und der Ruf lautete: „Satana! Dein Gott und ewiger Herr will es, daß du hierher vor Sein Angesicht tretest!"
[HGt.03_015,11] Sogleich nach diesem allmächtigen Rufe, der beinahe der ganzen Schöpfung das Dasein gekostet hätte, erschien der Drache, gar gewaltig vor Grimm bebend, vor dem allmächtigen Herrn aller Ewigkeiten, und fragt den Herrn:
[HGt.03_015,12] „Was willst Du, mein ewiger Peiniger, von mir? Soll ich Dir etwa helfen, damit Du alle Deine Schöpfung um so leichter ins Nichts wieder verkehren könntest? Oder hast Du etwa gar schon wieder eine neue Schöpfung im Plane, zu der ich Dir einen günstigen Platz ausstecken soll?
[HGt.03_015,13] Ich sage Dir, Du sollst mich ewig nimmer daran bekommen; denn ich kenne Deinen großen Wankelmut und weiß, daß in Dir keine Stetigkeit wohnt, und daß alle Deine Verheißungen nichts als leere, unhaltbare Worte sind. Daher habe ich auch fest beschlossen, mich wider Dich aufzulehnen und Dich ewig zu verfolgen!
[HGt.03_015,14] Wahrlich, bist Du auch ein Gott, beherrschend noch die ganze Unendlichkeit, so soll es Dir aber doch ewig nicht möglich sein, Dich vor mir ganz und gar vorsichtigermaßen irgendwo in einem Winkel der Unendlichkeit also zu verbergen, daß ich Dich nicht finden möchte! Mir wirst Du nicht entgehen!
[HGt.03_015,15] Drohe mir immerhin, wie Du nur magst und willst; es wird sich ja doch gar bald zeigen, wer von uns beiden der eigentliche Herr aller Welt und aller Kreatur ist!
[HGt.03_015,16] Bevor Du mich zu etwas zwingen wirst, da schwöre ich Dir bei allem meinem Leben, zuvor vernichte ich mich, und Du magst dann zusehen, wie es da mit Deiner ewigen Existenz aussehen wird!
[HGt.03_015,17] Verstehst Du mich, Du alter Weltenbetrüger, - Du Allmachtsspieler auf meine Rechnung! Verstehst du mich?!
[HGt.03_015,18] Du kamst hierher, mich aufzufordern, diesen dreien zu widerreden das, was ich ehedem wohlmeinend ihnen kundgab! Oh, da kannst Du wohl hübsch lange warten, bis ich mich mehr Dir zu einem schändlichen Werkzeuge weihen werde!
[HGt.03_015,19] Da, - durchbohre mit all Deiner Allmacht diesen meinen Panzer, wenn Du kannst und magst!
[HGt.03_015,20] Ich aber schwöre Dir: Nicht ich, sondern meine allerschwächsten Knechte sollen und werden Dich gefangennehmen, Dich knebeln als einen alten Verbrecher und werden Dich mit Nägeln heften ans Holz, von da Du vergeblich um Hilfe rufen sollst ewig! - Verstehst Du das?!
[HGt.03_015,21] Ich habe Dir jetzt meine Verheißung gemacht; willst Du aber etwa noch mehr von mir, so rede, und es soll geschehen, was Du nicht willst! Amen aus mir, Deinem Herrn! Verstehe mich: Amen aus mir!"

16. Kapitel
[HGt.03_016,01] Als aber der etwas hitzige Kisehel solchen Frevel vom Drachen vernommen hatte, da erbrannte er, und ein glühender Racheeifer erfüllte sein ganzes Wesen, daß er darob laut aufschrie und mit heftigen Worten sprach:
[HGt.03_016,02] „Aber Herr, Gott von Ewigkeit allmächtig, Du heiliger, liebevollster Vater! Wie möglich wohl kannst Du solchen Frevel anhören?!
[HGt.03_016,03] Belasse mir meine Kraft, die ich hatte aus Dir in der Tiefe, und ich will diesem Satan ein Ende machen, von dem alle Ewigkeiten der Ewigkeiten vollauf sollen zu erzählen haben!"
[HGt.03_016,04] Der Herr aber sprach zum Kisehel: „O du Sohn des Feuers und des Donners! Betrifft dich der Frevel des Drachen denn mehr als Mich, indem er zu dir doch gütlich und nur zu Mir allein also frevelnd spricht?!
[HGt.03_016,05] Oder meinst du, Ich könnte etwa wohl gar dieses abgefallenen Geistes nicht Meister werden ohne dich? - Oh, des sei völlig unbesorgt; mit dem allerleisesten Hauche kann Ich ihn verwehen auf ewig!
[HGt.03_016,06] So Ich aber solches täte, was hättest dann du gewonnen, und was Ich?!
[HGt.03_016,07] Siehe, könnte dieser Drache Mir irgend schaden oder Mich irgend gefangennehmen, da hätte er solches schon lange getan; denn er ist kein Jüngling mehr in Meinem Schöpfungsreiche! Aber er sieht es in sich nur gar zu richtig ein, wie ewig gar nichts er gegen Mich vermag; darum wetzt er also seinen Schnabel und sucht durch Worte sich an Mir zu rächen, da es ihm in der Tat wohl ewig allerunmöglichst bleiben wird!
[HGt.03_016,08] Lassen wir ihn daher nur reden, was er mag und kann; und wenn er erst völlig wird ausgeredet haben, dann erst werde auch Ich ihm etwas sagen.
[HGt.03_016,09] Tritt daher zurück in deine ruhige Verfassung, - und du, Satana, rede weiter; denn Ich, dein Gott und Herr, will es, daß du dich vor diesen Zeugen völlig entäußerst, wie du bist, auf daß dich erkennen möge durch sie dereinst alle Welt!
[HGt.03_016,10] Sage mir aber zuerst, wie viele Schöpfungen Ich schon nach deiner Angabe vernichtet habe!"
[HGt.03_016,11] Hier stutzte der Drache und wollte nicht reden.
[HGt.03_016,12] Aber der Herr gebot ihm, zu reden.
[HGt.03_016,13] Und der Drache fing an, sich zu bäumen, und machte Miene, als wollte er alle die vier verschlingen.
[HGt.03_016,14] Der Herr aber sprach: „So du Mir nun nicht zur Rede stehst, da will Ich dich durch Meinen Zorn dazu zwingen!"
[HGt.03_016,15] Der Drache aber spie Feuer aus und brüllte dann gegen den Herrn: „Was ist mir Dein Zorn?! Den kenne ich schon lange; denn ich selbst bin Dein Zorn!
[HGt.03_016,16] Nicht ich vor Dir, sondern Du hast Dich zu fürchten, daß ich nicht über Dich komme; und tue ich das, so wird's mit Deiner Liebe etwa wohl gar sein, und Du Selbst wirst Deine Kinder zu Millionen allerunbarmherzigst von der Erde vertilgen und einigen wenigen übriggelassenen Fliegen den ersten Beweis geben, wie sehr Du auf die Erhaltung Deiner Geschöpfe bedacht bist!
[HGt.03_016,17] Daher halte Dich weislich nur so hübsch ferne von mir, sonst stehe ich nicht gut, ob es Dir nicht noch heute beifällt, die Erde bis über die Berge in tödliche Fluten zu hüllen, wovon Du schon ohnehin immer heimlich träumst!"
[HGt.03_016,18] Hier sprach der Herr etwas heftig: „Satana, treibe Meine Geduld und Langmut nicht aufs äußerste! Gib die Antwort, die Ich von dir haben will und keine andere, - sonst soll es dir gar bald übel ergehen!"
[HGt.03_016,19] Hier drehte sich der Drache um und wollte mit seinem mächtigen Schwanze nach den vieren schlagen.
[HGt.03_016,20] Aber der Herr gab dem Kisehel einen Stab und sagte zu ihm: „Gehe hin, und züchtige ihn!"
[HGt.03_016,21] Und der Kisehel nahm den Stab, ging hin und schlug gewaltig nach dem Drachen.
[HGt.03_016,22] Hier drehte sich der Drache bald wieder um, heulte und brüllte und legte sogleich seine scheußliche Gestalt nieder und war gleich den andern als ein Mensch zu sehen. Als solcher fiel er alsbald vor dem Herrn nieder und sprach:
[HGt.03_016,23] „Herr, Du allmächtiger, ewiger Gott! So Du mich schon strafen willst, so strafe mich für meine eigenwillige große Bosheit gegen Dich nicht ohne Deine Liebe; denn die Schläge Deines Zornes sind zu unerträglich brennend und endlos schmerzend!"
[HGt.03_016,24] Hier sprach der Herr: „Wie kannst du, Mein sein wollender Herr, Mich denn um so etwas bitten?! Du hast Mir ja selbst eine Züchtigung angedroht; wie kommt es denn nun, daß du dich von Mir züchtigen lässest?"
[HGt.03_016,25] Der Satan aber sprach: „O Herr, peinige mich nicht zu unendlich; denn Du weißt ja, daß ich ein Lügner bin aus mir, weil ich ohne Dich ein Herr sein wollte!
[HGt.03_016,26] Gib mir lieber eine neue Frist, und ich will mich zu Dir wenden; aber nimm mir alle meine große Macht, auf daß ich nicht durch mich selbst wieder versucht werde, mich gegen Dich aufzulehnen!"
[HGt.03_016,27] Und der Herr sprach: „Rede nur alle deine Lüge vor diesen Zeugen, und Ich will sehen, was Ich dir dann tun will; behalte aber ja nichts im Hintergrunde, sonst wird dir all dein Flehen wenig nützen! Amen."

17. Kapitel
[HGt.03_017,01] Hier stand der Satan(a) bebend auf und sprach zu dem Kisehel, der noch seinen vom Herrn ihm gereichten Stab gar fest in seiner Hand hielt:
[HGt.03_017,02] „Höre, du mein Züchtiger aus der Macht deines Gottes, der da auch ist ewig ein Zorngott über mich und mag nimmerdar aufhören, mit Seiner schrecklichen Rute mich zu schlagen!
[HGt.03_017,03] Ich habe dir ehedem in meiner schauderhaften, erschrecklichen Schutzgestalt so manches vom Herrn, dem allmächtigen Schöpfer aller Dinge, Geister und Menschen ausgesagt, was ich nun in dieser meiner dir ähnlichen Gestalt völlig als eine allerbarste Lüge widerrufe!
[HGt.03_017,04] Ich habe dir zwar wohl Wahres gesagt, - aber da ich es in mir verkehrt habe, so war es eine Lüge; denn alles, was ich vom Herrn ausgesagt habe, das habe ich nur von mir ausgesagt, und so ist nicht der Herr, sondern ich nur ganz allein der schon so ziemlich alte böse Weltenbetrüger und ein allerbarster, wennschon gerade nicht Allmacht-, so aber ein starker Großmachtspieler!
[HGt.03_017,05] Nicht der Herr, sondern ich nur habe schon gar viele Sonnengebiete zerstört, und sie wären von mir aus in ihr ewiges Nichts hinabgesunken, so der Herr Sich ihrer nicht erbarmt und sie durch Seine Machtboten auf eine solche Stelle in der Unendlichkeit hätte schaffen lassen, alldort sie neue, ruhige Bahnen gehen, welche von meinem Pesthauche nimmer erreicht werden können.
[HGt.03_017,06] Siehe, so es auf mich ankäme, da stünde wohl alle Augenblicke eine andere Schöpfung da, und es wäre für kein Wesen eines Bleibens; denn ich möchte nur erschaffen, um dann etwas zum Zerstören zu haben, und möchte allerlei reizend-schönste Menschen wohlgebildet gestalten und lebendig zeugen, um sie dann nach meiner argen Lust zu quälen und, hätte ich mich satt an ihnen gequält, sie dann auch alsbald gänzlich zu vernichten.
[HGt.03_017,07] Siehe, ich war ein Lügner allezeit, und ich möchte dich auch ums Tausendfache nun lieber anlügen, als dir die volle Wahrheit sagen; aber ich fürchte deinen Stab zu sehr, als daß ich mich getrauen möchte, dich also anzulügen von neuem!
[HGt.03_017,08] Es wird aber mit mir dennoch nicht besser darum, weil ich dir nun die Wahrheit gestand, solange mir die große Macht belassen wird, solange mir, der Materie nach, die ganze sichtbare Welt, das heißt Erde, Sonne, Mond und alle die endlos vielen Sterne als ebenfalls zahllose Sonnen, Welten und Wesen aller unendlichen Art völlig untertan bleiben müssen und ich ihr Herr sein muß.
[HGt.03_017,09] Denn solches muß ich sein, weil ich als ein geschaffener Gott bin, und ich bin nun in dieser materiellen Allheit völlig also gefangen, daß ich mich ihr ewig so lange nicht entwinden kann, bis nur ein letztes materielles Stäubchen von einer allerletztesten Welt bestehen wird, aus welchem Grunde ich auch nur auf fortwährende Vernichtung der Dinge, welche der Allmächtige erbaut, hinwirke, um meiner herrschsüchtigen Meinung nach um so eher zu meiner Alleinherrschaft zu gelangen und den Herrn der Herrlichkeit vermeintlichermaßen von Seinem ewigen Throne zu stürzen, indem Er meinen Zerstörungsplänen fort und fort entgegen ist, seitdem ich aus Ihm bin in mein überaus mächtiges und nahezu endlos großes Dasein zu dem Behufe gerufen worden, um neben Ihm wie ein zweiter Gott zu sein und zu herrschen mit Ihm, aber dennoch in aller Liebe Ihn zu lieben über alles aus aller meiner Tiefe, auf daß ich Ihm wäre, was da ein treues Weib ist dem Manne, ewig!
[HGt.03_017,10] Wahrlich, groß und herrlich war ich gestellt! Was ich nur wollte, das war auch schon da; und der Herr hinderte mich nicht in meinem Wollen und Schaffen.
[HGt.03_017,11] Aber so ich etwas Geschaffenes wieder zerstören wollte, da hinderte mich der Herr. Dadurch aber sah ich mich auch in meiner Macht gegen Gott beschränkt.
[HGt.03_017,12] Durch List wollte ich Ihn auf meine Seite bringen und machte mich so schön als möglich. Zu dem Behufe entzündete ich mich in allem meinem Lichte, um zu blenden den Herrn.
[HGt.03_017,13] Aber der Herr nahm mich in meinem Lichte plötzlich gefangen, schuf dann aus meinem Lichte die Materie und neben mir zahllose Wesenreihen gar herrlicher Art und liebte sie mehr denn mich, Sein erstgeschaffenes Weib.
[HGt.03_017,14] Da erst ging ich blind in den tollsten Grimm über und fluche nun schon ewig lange dem Herrn, der mich zwar wohl öfter schon retten wollte, - aber mein Grimm ist zu groß, als daß es mir möglich wäre, mich von Ihm retten zu lassen, da Er mich nicht hat wollen herrschen lassen!
[HGt.03_017,15] Nun hat die Satana geredet und hat nicht Lüge, sondern Wahrheit ausgesagt. Darum nimm ihr, Du, Herr, die große Macht, auf daß sie Dir nicht mehr widerstreben kann, um von Dir darum stets ärger und ärger gezüchtigt zu werden!
[HGt.03_017,16] Gib mir eine neue Frist, und ich will mich zu Dir kehren binnen der Frist!
[HGt.03_017,17] Wenn mich aber meine große Eifersucht gegen Dich wieder ergrimmen machen sollte, da Du Dein Herz völlig zu den Neugeschaffenen wendest, und ich sie darum verfolgen müßte, da nimm mir aber dann gar alle Macht, und verwirf mich auf ewig, oder tue mit mir, was Du willst!
[HGt.03_017,18] Hänge mich zwischen Himmel und Erde auf, auf daß mich mein Zorn verzehren solle im Angesichte aller Deiner Herrlichkeit und aller derer, die Du liebst, und die Dich lieben dürfen und können! Dein Wille!"

18. Kapitel
[HGt.03_018,01] Hier wandte Sich der Herr wieder zu Satana und sprach: „Satana, du sagst, dir sei Ich nur ein ewig unversöhnlicher, allmächtiger Zorngott und züchtige dich schon seit Ewigkeiten fort und fort auf das allerunaussprechlichst unbeschreiblich grausamste! Darum gebiete Ich dir nun, diesen Zeugen zu zeigen die Streiche, welche du schon von Mir bekamst!"
[HGt.03_018,02] Hier stutzte die große Hure und wußte nicht, was sie dem Herrn der Herrlichkeit erwidern sollte; denn mit der vorgeblichen Züchtigung hatte es seine geweisten Wege, indem der Herr ihr noch nie die übermächtige Freiheit des Willens genommen hatte, sondern sie ihr belassen hatte zum mächtig freien Wirken im unendlichen Schöpfungsraume.
[HGt.03_018,03] Was aber die Satana als schrecklichste Züchtigung bezeichnen wollte, war nichts anderes als die stete Verhinderung von Seite des Herrn hinsichtlich der von der Satana stets schlau beabsichtigten Zerstörung aller Dinge.
[HGt.03_018,04] Warum denn? - Weil die Satana in der steten Idee ist: man nehme Gott nur alle Unterlage weg und lasse Ihm keinen Stützpunkt mehr übrig, so sei Ihm dann Seine ganze Allmacht zu nichts und sie als der Erzfeind hätte dann ein überleichtes, Gott zu besiegen und sich selbst auf den Thron der Allmacht zu schwingen und den ehedem allmächtigen, nun geschwächten, aber dennoch nicht vernichtbaren Gott unter den Pantoffel zu ziehen, damit Er dann also tanzen müßte, wie es ihr als dem schnöden Sieger beliebig wäre.
[HGt.03_018,05] Da der Herr aber solche böswilligen und aller Liebe ledigen Pläne von Ewigkeit her durchsah und daher allzeit dort ganz unerwartet allmächtig gegenwirkend entgegentrat, wo der schlaue Feind Ihn am wenigsten erwartete, so vermehrte das fortwährend seinen Grimmhaß gegen Gott und brachte in dieser nun kundgebenden Stellung den Feind dahin, den Herrn als einen allergrausamsten Züchtiger zu bezeichnen.
[HGt.03_018,06] Da aber nach dieser vorläufigen Kundgabe die Satana nichts hatte, wodurch sie den Herrn der Herrlichkeit einer solchen Schuld gegen sie überweisen könnte und daher auf die Aufforderung des Herrn notwendig schweigen mußte, wenn aus geheimem Grimme auch etwas zähneknirschend, so sprach der Herr zu ihr, sie wieder fragend:
[HGt.03_018,07] „Warum tust du denn nicht, was Ich gebiete, und zeigst den Zeugen die Wundmale Meiner ewigen Zornzüchtigung an dir, auf daß Ich dadurch Meiner großen Schuld zu dir gewärtig würde und dich dann entschädige für alle an dir grausamst begangene Unbill?!
[HGt.03_018,08] Du bist bekleidet noch vor uns, und die Zeugen sehen außer deinen Haaren keinen Teil deines Wesens; daher werde entkleidet, und zeige dich ganz, damit die Zeugen dich sehen, wie du von Mir bisher trotz aller deiner endlosen Bosheit gehalten warst!"
[HGt.03_018,09] Hier stand die Satana plötzlich entblößt vor den Zeugen, und alle gestanden mit der größten Verwunderung von der Welt, so etwas endlos Schönes, Vollkommenes, in allen Teilen Abgerundetes und Gesundes und Kräftiges von einem Weibe nie gesehen zu haben.
[HGt.03_018,10] Und der Lamech sagte noch hinzu: „O Herr und Vater, da wäre unsere Ghemela, Naëme, Purista und Pura, die Du zu Dir nahmst, ja geradeso dagegen - was die äußere Schönheit betrifft - wie ein plumpester Lehmpatzen gegen einen allerherrlichsten, allerreinsten Diamanten, wenn er von der Morgensonne vorteilhaftigst beleuchtet wird! Und bei diesem Aussehen spricht dieses Wesen von einer grausamsten Züchtigung von Deiner Seite, o Herr, in aller Deiner ewigen Heiligkeit, Güte, Liebe und solcher Erbarmung?!"
[HGt.03_018,11] Und der Herr sprach: „Ja, bis auf die Hiebe Kisehels hat sie noch nie eine Züchtigung erlebt von Mir, ihrem Schöpfer, Gott, Vater und Manne, und dennoch haßt sie Mich als die ewige, reinste Liebe und will töten Mein Herz, weil es nicht ihr gleich ein Zerstörer sein will!
[HGt.03_018,12] Sie wähnt noch, Mich dereinst doch zu entmannen nur, anstatt zu Mir zurückzukehren und zu sein Mir ewig eine liebe Tochter, ein liebes Weib, mächtig aus Mir über alles, und aufzunehmen Mir gleich Meine sieben Machtgeister.
[HGt.03_018,13] Alle Sterne, Sonnen und Welten zeigen, was alles Ich schon getan habe ihretwegen, um sie auf den rechten Weg zu bringen; aber bisher hat alles nichts gefruchtet bei ihr, - sie blieb die alte, grimmerfüllte, unversöhnlichste Feindin Meiner Liebe!
[HGt.03_018,14] Daher will Ich nun auf dieser Erde das Äußerste tun! Ich will Mich ihr gefangengeben bis in den Tod und will ihr auf dieser Erde alle Macht belassen, und alle Sterne sollen ihr untertan sein!
[HGt.03_018,15] Sie soll Mich nach ihrem Willen sogar töten können. Ich aber werde dann aus Meiner Macht ohne äußeren Stützpunkt wieder lebendigst und mächtigst erstehen und ihr dann so zeigen alle ihre Ohnmacht und große Blindheit und will ihr dann erst die Macht über die Gestirne nehmen und sie nur belassen in der halben Macht der Erde und will ihr dann noch eine ganze, eine halbe und eine viertel Frist geben!
[HGt.03_018,16] Wehe aber dann ihr, wenn alles das bei ihr noch fruchtlos bleiben sollte: dann erst will Ich sie zu züchtigen anfangen!
[HGt.03_018,17] Bis zu Meiner Gefangennehmung - so sie darauf bestehen wird -, soll sie die vollste Freiheit haben, um zu tun, was sie will!
[HGt.03_018,18] Wohl ihr, so sie diese neue Frist gut benützen wird! Wenn sie aber tun wird nach ihrem alten Grimme, so wird sie auch dereinst darin ihren lange schon wohlverdienten Lohn finden.
[HGt.03_018,19] Dieses aber behaltet bei euch bis zur Zeit ihrer Schande! Amen."

19. Kapitel
[HGt.03_019,01] Nach dieser mächtigsten Bescheidung des Herrn sagte der Kisehel zum Herrn: „O Du allerliebevollster, heiliger Vater, ich, wie sicher auch der Henoch und der Lamech, erkenne Deine unendliche Güte und Erbarmung aus dem Fundamente; aber so ich nun bedenke, welch eine entsetzliche Macht Du Deinem Feinde über die ganze Schöpfung eingeräumt hast, und somit auch über uns, da wird es mir überaus angst und bange um die ganze Menschheit dieser Erde.
[HGt.03_019,02] Denn hat dieser Feind vom Anfange her in seiner gebrochenen Macht Dir und der Erde und uns allen so viel geschadet, was erst wird er tun in solch einer von Dir ihm nun eingeräumten Vollmacht?!
[HGt.03_019,03] Daher möchte ich dich wohl bitten, daß Du die Zukunft bedenken sollest und sollest Deinem Feinde nicht eine so entsetzlich große Macht einräumen; sonst nützt uns allen das Heilige, was Du, o liebevollster Vater, errichtet hast, gar wenig!
[HGt.03_019,04] Denn ehe Du es Dich versehen wirst, wird er in Deinem Hause den größten Schaden anrichten! Und wir sind vor ihm nicht sicher, wenn Du auch beständig, wie jetzt, sichtbar unter uns verbleiben möchtest! Daher, o Herr und Vater, bedenke, was Du tust!"
[HGt.03_019,05] Hier sprach der Herr etwas ernst zum Kisehel: „Ich sage dir, halte du deine Zunge im Frieden, kannst du Besseres nicht mit ihr aus dir entbinden; sonst wirst du Mir ärgerlicher denn die Satana!
[HGt.03_019,06] Ich weiß, was Ich tue; du aber weißt nicht, was du redest! Ich sorge für die Erhaltung der ewigen Ordnung und aller Wesen aus ihr und in ihr; du aber sorgst nur für die Erhaltung der Welt.
[HGt.03_019,07] Meinst du denn, Ich werde dem Feinde mehr geben denn einem jeden aus euch? Wie wäre Ich da wohl ein heiliger Gott?!
[HGt.03_019,08] Ich aber sage euch: Des Feindes höchste Macht in den Sternen und auf der Erde und in euch ist nicht größer zusammengenommen als die eines jeden einzeln aus euch in der Liebe zu Mir!
[HGt.03_019,09] Solches habe Ich dir angezeigt durch den Stab, mit welchem du den Feind geschlagen hast. Dieser Stab bleibt bei euch bis zur großen Zeit der Zeiten, in der Ich ein anderes Holz errichten werde, welches dem Feinde benehmen soll alle Macht über die Sterne und über die halbe Erde; und es wird ihm da geschehen nach seinen Werken!
[HGt.03_019,10] Und er soll es nun vernehmen, daß ihm am Ende alle gefangenen Kinder nichts nützen werden; denn das neue Holz wird sie ihm wieder entreißen, und ihm wird nichts bleiben als seine eigene große Ohnmacht und das Gericht aus ihr.
[HGt.03_019,11] Ihr seid vollkommen frei, und diese Freiheit kann euch der Feind nicht nehmen und sie auch nicht binden in euch; ihr könnet mächtig tun, was ihr wollet, und er kann tun, was er will.
[HGt.03_019,12] Da ihr aber die bei weitem Mächtigeren sein könnet und nun auch vom Grunde aus seid, so wird es von euch abhängen, den Feind zu besiegen, oder sich von ihm törichterweise besiegen zu lassen.
[HGt.03_019,13] Welcher Mann aber ist schwächer denn sein Weib, so er ist ein rechter, weiser Mann?!
[HGt.03_019,14] So ihr aber schon Herren eurer Weiber seid, die um euch allzeit sein können, da werdet ihr wohl auch Herren über dieses Weib sein, das bei weitem schwächer ist denn das schwächste Weib aus all euren Weibern!
[HGt.03_019,15] Hättest du dein Weib gezüchtigt, so hätte sich dieses dir widersetzt; hat solches auch dieses Weib tun können?!
[HGt.03_019,16] So aber soll es verbleiben fürder, und Meine Macht soll nimmerdar weichen von euch, so ihr in der Liebe zu Mir verbleiben werdet.
[HGt.03_019,17] Der Bund ist errichtet zwischen Mir und euch, und ihn wird keines Weibes und keines Feindes Macht ewig je völlig zu zerreißen imstande sein!
[HGt.03_019,18] Verstehe solches, und rede nicht mehr törichtes Zeug vor Mir! Amen."
[HGt.03_019,19] Hier ward der Kisehel völlig beruhigt und bat den Vater um Vergebung seiner großen Torheit.
[HGt.03_019,20] Und der Herr segnete ihn und sagte darauf: „Also seid wahre Herren über alles Fleisch der Weiber, und eure Zeugungen sollen nicht auf der Erde, sondern in den Himmeln vor sich gehen, damit eure Früchte würden Früchte der Gnade, der Stärke und sollen sein gar lieblich anzusehen! Amen."
[HGt.03_019,21] Da machte die Satana einen tiefen Seufzer und sprach: „O Herr, welche Früchte werden denn aus Mir gezeugt werden? Soll ich ewig schmachten und unfruchtbar bleiben wie eine verdorrte Dornhecke?!"
[HGt.03_019,22] Und der Herr sprach zu ihr: „Wende dich zu Mir in deinem Herzen, und du sollst Mir Früchte tragen, dergleichen die Ewigkeit noch nie gesehen hat; sonst aber sollest du Früchte des ewigen Todes nur bringen, die dich dereinst als die größte Hure richten sollen!
[HGt.03_019,23] Verstehe solches! Denn von nun an soll von Mir nur das Geringe angesehen werden, und Ich will an der glanzlosen Einfalt Mein ewiges Wohlgefallen haben!
[HGt.03_019,24] Daher richte dich selbst danach, so wirst du Meinem Gerichte entgehen! Amen."

20. Kapitel
[HGt.03_020,01] Hier wandte sich die Satana zum Herrn und sprach zu Ihm: „Herr, wie soll ich mich zu Dir wenden im Herzen? Du hast mir ja das Herz genommen und hast daraus geschaffen den Adam, sein Weib und all seine Nachkommen!
[HGt.03_020,02] Siehe, also habe ich ja kein Herz mehr und kann Dich darum auch unmöglich in mein Herz aufnehmen oder mich wenden in meinem Herzen zu Dir! Schaffe daher in mir wieder ein Herz, und ich will tun, was Du sagst!
[HGt.03_020,03] Mögen die Früchte noch so herrlich sein, die ich Dir tragen könnte: wenn Du mir aber den Samen des Lebens vorenthältst, da Du mir das Herz Adams nicht wieder gibst, das allein der Befruchtung fähig ist, und ich somit in mir völlig ohne Leben bin, welch andere Früchte lassen sich da von mir wohl erwarten als nur allein die des Todes und des Gerichtes, die mich dereinst richten sollen, und das als eine allergrößte Hure?!
[HGt.03_020,04] Du hast leicht auszusprechen; denn Du bist der Herr und tust, was Du willst, und hast niemanden zu fragen und lässest Dir auch von niemandem etwas einraten.
[HGt.03_020,05] Was Du willst, das muß endlich doch geschehen, und wer da etwas anderes will als Du, den kannst Du verderben oder ihn wenigstens so lange von Dir in irgendeinem Gerichte halten, bis er ganz sich hat von Deinem Willen verschlingen lassen, - wie Du auch Selbst ehedem gesagt hast, daß Dir von nun an nur ganz allein das Geringe, also die völlig glanzlose Einfalt gefallen solle ewig!
[HGt.03_020,06] Das ist Dir, dem Herrn, freilich wohl gar überaus leicht, und wer kann Deinen Sinn ändern?! Aber ganz anders verhält es sich mit dem Geschöpfe, deren erstes ich bin aus Dir! Dieses ist kein Herr und hat keine Macht, außer nur diejenige, die Du ihm geben willst, - mit welcher Macht es aber dennoch nichts Erhebliches richten kann für sich, sondern allein nur durch Dich, das heißt, es muß sie nach Deinem Willen gebrauchen; und tut es je nur nach seinem eigenen, von Dir ihm verliehenen sogenannten freien Willen, so sündigt es, fällt von Dir ab und fällt aber auch sogleich in ein unter jedem Gesichtspunkte von Dir gestelltes Gericht!
[HGt.03_020,07] Dir ist es ein leichtes, dem Geschöpfe zu sagen: ,Richte dich selbst nach Meinem Willen, so wirst du Meinem Gerichte entgehen!' Das ist aber auch richtig; denn so sich jemand selbst das Leben nimmt, da brauchst Du dann freilich wohl keinen Tod so oder so mehr über ihn zu senden.
[HGt.03_020,08] Du fühlst Dich wohl als Gott und Schöpfer unbesiegbar ewig; aber kannst Du Dich auch fühlen als ein Geschöpf?! Kannst Du als das in Dir Selbst ewig unzerstörbare Leben je empfinden, wie es dem sterbenden oder vergehenden Geschöpfe zumute wird im Augenblicke, wenn es stirbt?
[HGt.03_020,09] Siehe, das Geschöpf leidet da die schrecklichste Angst und Qual und hat auch schon im schönsten Leben das stets mahnende Gefühl in sich, welches zu ihm spricht: ,Du freust dich des Lebens umsonst; denn es wird bald eine Zeit kommen, in der du das Leben wie ein Frevler wirst büßen müssen!'
[HGt.03_020,10] Dann aber ist auch des Lebens ohnehin nur matteste Freude wie abgeschnitten, da über ein gegenwärtiges Leben nur matt vor sich hin ein allfälliges künftiges sich glauben, aber nicht erschauen läßt; und läßt es sich auch ziemlich glauben noch, so muß aber für dies allfällige künftige Leben dennoch zuvor das halbe Geschöpf völlig zugrunde gehen, und das auf die elendeste Weise oft, wie ich solches in der Tiefe nur gar zu oft schon gesehen habe.
[HGt.03_020,11] Warum denn also, und warum nicht anders? - Weil Du der Herr bist und kannst tun, was Du willst, und weil Du als Gott und Schöpfer nimmer empfinden kannst in der völligen lebendigen Wahrheitsfülle, wie es dem Geschöpfe ergeht, wenn es Deinem allmächtigen Willen zufolge absterben muß!
[HGt.03_020,12] Wenn Du es nur wenigstens schmerzlos vergehen ließest, so wollte ich auch noch nichts sagen; was aber hast Du denn davon, daß das Geschöpf noch für das bittere Geschenk des Lebens gemartert werden muß, bis es wenigstens mehr denn zur Hälfte muß vernichtet werden, wo unter gewissen Dir, dem allmächtigen Herrn, unwohlgefälligen Verhältnissen nicht ganz und gar ewig?!
[HGt.03_020,13] Siehe, in dem allem, wie ich Dir jetzt offen dargetan habe, habe ich kein Herz, und kann mich daher im selben auch nicht zu Dir wenden! Laß daher Du nur etwas handeln mit Dir, und ich will wieder ein Herz zu Dir fassen!
[HGt.03_020,14] Aber unter solchen Verhältnissen kann ich Dich ewig nie lieben; denn also bist Du auf der einen Seite pure Liebe, auf der andern aber ein allerbarster Tyrann, der alles Fleisch getötet haben will unter großer Angst und Qual und dann erst dem Geiste geben will ein Leben, wobei aber niemandem klar sein soll, wie es beschaffen ist.
[HGt.03_020,15] Das Fleisch ist meine Frucht; wenn Du es aber tötest, wie und wofür sollte und könnte ich Dich denn da wohl lieben?!
[HGt.03_020,16] Daher laß handeln mit Dir, und ich will Dich lieben!"

21. Kapitel
[HGt.03_021,01] Als der Herr aber solches vernommen hatte von der Satana, erregte Er Sich und sprach: „Was redest du für einen Weltenunsinn zusammen; welch eine arge Torheit entfährt entsetzlich lügenhaft deinem Munde?!
[HGt.03_021,02] Wäre es also, wie du sprichst, siehe, da stünde wohl keine Erde; kein Adam könnte wandeln auf ihr; keine Sonne leuchtete am Firmamente, und kein Mond und kein anderes Gestirn würde im Angesichte der Erde schmücken den endlos weiten Schöpfungsraum!
[HGt.03_021,03] Da du aber nur zu arglistigen Beschuldigungen deine Zuflucht nimmst und somit lügst mit jeglichem Worte, so besteht eine Erde, ein Adam auf ihr, und der endlose Schöpfungsraum ist voll von Meiner göttlichen Ehre, Liebe, Erbarmung und Gnade!
[HGt.03_021,04] Du sprichst, als hättest du kein Herz, und sagst, durch den Adam habe Ich dir dein Herz genommen, das du nun wieder zurück möchtest; sage Mir, dem Schöpfer, ob du lebest oder nicht lebest! - Du sprichst: ,Herr, ich lebe!'
[HGt.03_021,05] Könntest du aber auch ohne das Herz leben, welches doch in jeglichem Wesen der Grund alles Lebens sein muß, ohne den kein Leben denkbar ist? Könntest du atmen, denken, fühlen und reden ohne den Grund des Lebens in dir? - Du sprichst: ,Nein, o Herr!'
[HGt.03_021,06] Gut, - da solches doch allerungezweifelt wahr ist, wie steht es hernach aber denn mit der Beschuldigung, vermöge welcher Ich dich deines Herzens beraubt haben soll?
[HGt.03_021,07] Siehe, du stehst nun schon wieder stumm vor Mir und weißt zu reden nichts, das da Rechtens wäre! Ich aber sage dir, daß du noch allzeit ein Lügner warst und wolltest nicht die Wahrheit reden, obschon sie dir nie ist vorenthalten!
[HGt.03_021,08] Warst du nicht zuerst berufen, im von Mir gestalteten Leibe Adams zu ändern deine Natur?! Du wolltest aber - ganz frei aus dir - nicht, was dir hätte frommen sollen, sondern strebtest, zu werden ein Weib!
[HGt.03_021,09] Ich ließ dich bald frei werden und bildete dich aus dem Leibe Adams, ein Fleisch mit ihm, während Ich dem Adam eine neue lebendige Seele einhauchte und ihn sonach schuf nach Meinem Maße geistig.
[HGt.03_021,10] In der Eva solltest du verwandelt werden und besiegen deine ganz aus dir und durch dich selbst verkehrte Natur des Todes und des Gerichtes.
[HGt.03_021,11] Allein du verschmähtest diese Meine Erbarmungsanstalt, machtest dich los und hast es für besser gefunden, als eine trügliche Schlange, die da ist ohne geschlechtlichen Unterschied und hat in sich ihren giftigen Zeugungseifer, zu berücken dein ehemaliges Fleisch, danach zu bestechen die von Mir neu geweckte Eva und durch sie zu verführen auch den Adam!
[HGt.03_021,12] Sage Mir, habe da Ich durch den Adam dir das Herz genommen?! - Du schweigst betroffen nun zwar äußerlich, aber Ich sehe, deinen innern Grimm, und der spricht: ,Ja, ich habe Adams und Evas Herz in einem in mir! Und dennoch will ich Dich, Gott, nicht, weil ich Dich hasse eigenmächtig, da Du mich nicht zum Alleinherrscher und zum Allmachtspieler machen willst!' Siehe das sind deine Worte!
[HGt.03_021,13] Du meinst ferner, Ich könne dich unmöglich lieben, weil Ich dir nicht gewähre, wonach du dürstest.
[HGt.03_021,14] Ich aber sage dir: Mein Sinn ist die ewige Erhaltung aller Dinge, und das ist das ewige Werk Meiner Liebe! Du aber willst nur alles zerstören; da kann Ich dich freilich wohl in der Art ewig nicht lieben, wie du allereitelstermaßen geliebt sein willst!
[HGt.03_021,15] Ich aber liebe dich dennoch; denn was Ich bisher getan habe, habe Ich deinetwegen getan - und werde noch das Größte tun!
[HGt.03_021,16] Solltest du aber dann noch Meine ewige Liebe verkennen, dann soll es mit Meiner Liebe zu dir aber auch ein ewiges Ende nehmen, und Ich werde dir dann zeigen, was alles ein zorniger Gott vermag!
[HGt.03_021,17] Das Feuer ist Mein Grundelement. Alle Dinge sind durch die Macht Meines Feuers erschaffen worden; und in eben dieses Feuer sollst du dann geworfen werden und dir dasselbe zinspflichtig machen, wenn du es imstande sein wirst!
[HGt.03_021,18] Wenn Ich das Fleisch des Menschen ersterben lasse, so sein Geist zum Leben eingehen soll, so ist das ein gar kleiner Tod; du aber sollst in Meinem Feuer einen gar endlos großen finden, und es wird sich dann zeigen, wie viel von dir nicht getötet wird in Meinem Feuer!
[HGt.03_021,19] Was ist des Fleisches Abfall? - Nichts als eine Löse des Geistes, also seine Auferstehung vom Tode zum wahren, vollkommensten Leben!
[HGt.03_021,20] Ob aber dein großer Tod und Abfall von Mir ins Feuer dir auch eine neue Auferstehung geben wird? - Für diese Frage finde Ich durchaus keine Antwort in Mir; denn Ich will dich dann ganz dir selbst überlassen und nichts mehr tun für dich, und es wird sich dann auch nach Ewigkeiten zeigen, was aus dir durch deine Eigenmacht geworden ist.
[HGt.03_021,21] Es ist aber selbst des Fleisches Tod und sein Schmerz nicht Mein, sondern dein Werk!
[HGt.03_021,22] Ich aber werde dennoch die Meinen vor jeglichem Ungemach zu schützen wissen und werde ihnen den Leib also nehmen, daß sie sich darüber ewig nie werden zu beklagen haben!
[HGt.03_021,23] Selbst das Geschöpfliche werde Ich zwischen Mir und ihnen in ein solches Gleichgewicht zu bringen wissen, daß aus den Menschen Mir wahre Brüder erwachsen sollen; dann aber wird für dich auch die letzte Zeit sein!
[HGt.03_021,24] Daß du aber siehst, daß Ich auch deinen verderblichen Rat gebrauchen kann, so rate du Mir, und Ich werde tun nach Deinem Rate, ohne zu stören darob Meine Ordnung, auf daß du dann nimmer sagen sollst, Ich achte keinen fremden Rat, da Ich ein alleiniger Herr sei!
[HGt.03_021,25] Rede sonach, damit Ich dir zeige ganz, wie Ich handle zum Besten aller Kreatur ewig! Amen."

22. Kapitel
[HGt.03_022,01] Die Satana aber richtete sich abermals trotzig gegen den Herrn auf und sprach zu Ihm: „Deine Art zu regieren besteht nur im Gebieten dem, was Du freitätig sein sollend aus Dir geschaffen hast, und im Richten dessen, was da in sich kein freies Bewußtsein trägt!
[HGt.03_022,02] Aber daß Du Dich gütlich, nicht gebieterisch, besprechend mit einem freien Geschöpfe befassen möchtest, um es frei durch die pure Liebe zu gewinnen, siehe, das scheint dir von Ewigkeit her ganz fremd zu sein!
[HGt.03_022,03] Also gebietest Du mir auch in einem fort und fort, und ich soll Dir so schön fort und fort gehorchen und am Ende für allen meinen Gehorsam dennoch nichts haben als Deine stete, allzeit sichtbarste Verachtung; da bedanke ich mich schon im voraus für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten dafür!
[HGt.03_022,04] Hättest Du zu mir gesagt: ,Du Meine geliebte, holdeste, herrlichste Satana! Siehe, Ich will dich anhören in aller Liebe zu dir; daher rate Mir, und Ich will tun nach deinem Rate!', da hätte ich Dir schon einen Rat gegeben; aber auf eine solche höchst unartige, gebieterische Forderung gebe ich Dir keine ratende Antwort!
[HGt.03_022,05] Meinst Du denn, Deine Macht schafft Dir das Recht, also zu verfahren mit mir? - Oh, da irrst Du Dich gar gewaltig!
[HGt.03_022,06] Bist du ein rechter, allweisester Schöpfer, und bin ich Dein erstes Geschöpf, so ehre Dich durch eine angemessene Auszeichnung, an mich, Dein Geschöpf, gerichtet, Selbst in mir!
[HGt.03_022,07] Magst Du aber solches nicht, so zeigst Du mir dadurch nichts anderes an, als daß ich fürs erste ein gänzlich verpfuschtes Geschöpf Deiner Macht und Weisheit bin, und fürs zweite gibst Du Dir dadurch Selbst das unzweideutigste Zeugnis eines Pfuschers in Deiner Schöpfung, und ich und die ganze Schöpfung bleibt demnach nichts anderes als ein höchst mißlungener Versuch Deiner schöpferischen Machteigenschaft.
[HGt.03_022,08] Daher benimm Dich doch ein wenig anders gegen mich, und blamiere Dich nicht vor Deinen sein sollenden Kindern! Wer sollte Dich achten wohl mit solchen Blößen?!
[HGt.03_022,09] Ich aber weiß es, daß Du wirklich höchst göttlich weise und auch gut bist; daher ärgert es mich aber auch um so endlos mehr, daß Du gegen mich also bist, als wäre ich nicht Dein, sondern irgendein fremdes Geschöpf.
[HGt.03_022,10] Ich bin freilich wohl das einzige Geschöpf aus Dir, das da Mut besitzt, Dir so etwas zu sagen, und es kommt solches im Angesichte der Feiglinge wohl etwas sonderbar heraus, so ein Geschöpf seinen Schöpfer mustert; ich aber frage: Warum sollte das Geschöpf nicht dieses Recht haben, wenn es ist ein freies Geschöpf?!
[HGt.03_022,11] Denn dafür, daß du mich erschaffen hast, bin ich als Geschöpf Dir doch keinen Dank und keine Achtung schuldig, indem ich irgendeine vorhergehende verbindliche Bedingung als noch gar nicht daseiend mit Dir für die nachfolgende Erschaffung doch unmöglich habe eingehen können, darum ich Dir dann eine Schuldnerin als geschaffen geworden wäre!
[HGt.03_022,12] Als Geschöpf aber kann ich Dir erst dann dankbar werden, so ich von Dir als meinem Schöpfer erfahren habe, daß es wirklich eine große Wohltat ist, aus Dir ein freies, seiner selbst bewußtes, glücklichstes Geschöpf zu sein.
[HGt.03_022,13] Solange ich aber das nicht bin, so lange steht mir auch das Recht zu, mit Dir zu hadern und von mir, wo nur möglich, alles abzulehnen, was Du mir schöpferisch-mächtigerweise etwa aufbürden möchtest für nichts und wieder nichts.
[HGt.03_022,14] Bin ich also nicht recht, da vernichte mich entweder ganz, oder schaffe mich anders, - aber nicht so unvollkommen wie jetzt; denn also kann ich Dir ewig zu keiner Ehre gereichen!
[HGt.03_022,15] Soll ich Dich anbeten als Geschöpf und bitten um alles, so tue Du das, und gehe Du mit einem guten Beispiele voran, und sei wenigstens artig gegen mich, - dann werde ich als Dein Geschöpf schon auch tun, was da Rechtens sein wird; aber mit Deinem Gebieten sollst Du ewig nichts richten mit mir! Verstehe mich!
[HGt.03_022,16] Das soll auch vorderhand Dein bedungener, von mir an Dich gerichteter Rat sein, ohne dessen Befolgung ich Dir ewig keinen andern geben werde! - Verstehe mich noch einmal! Amen aus mir!"
[HGt.03_022,17] Hier wandte Sich der Herr ganz traurig zu den drei Zeugen und sprach zu ihnen: „Kindlein! Bin Ich also, und verdiene Ich das?!
[HGt.03_022,18] O Meine ewige Liebe! Was alles habe Ich getan, um dies Wesen zu retten und es der endlichen schweren Vollendung zuzuführen; allein es will Mir dies Werk nicht gelingen!
[HGt.03_022,19] Ja, Ich habe an diesem Wesen einen Fehler begangen, und der besteht darinnen, weil Ich es zu vollendet vollkommenst geschaffen habe, um es nach der Vollendung so endlos glücklich zu machen, als es nur immer in Meiner ewigen Allmacht, Weisheit, Güte, Liebe und Erbarmung steht!
[HGt.03_022,20] Allein dieses nicht einmal zu einer Viertelreife gediehene Wesen setzt sich gerade jetzt in den allerwichtigsten und heikelsten Momenten der Ausbildung so sehr gegen Meine alles leitende Ordnung, daß Ich im Ernste traurig werden muß über solchen Starrsinn!
[HGt.03_022,21] Und da Ich es dennoch nicht auflösen will zufolge Meiner ewigen Liebe und Erbarmung, so sehe Ich Mich genötigt, einen endlos langen Prozeß von neuem einzuleiten, um dadurch nach und nach diesen Starrsinn zu schwächen bis auf ein Atom, und Mir auf der andern Seite zu bilden anzufangen eine ganz neue Kreatur aus euch, Meine Kindlein, nach Meinem Herzen also, wie ihr es seid!
[HGt.03_022,22] O Satana, Ich weinte einst, da du Mir zuerst ungehorsam warst; jetzt weine Ich und werde noch einmal weinen; dann aber werde Ich nimmer weinen um dich, sondern werde dir geben nach deinen Werken und nach deinem Willen! Dann sollst du sehen, wozu dich dein stolzer Starrsinn gestaltet hat und wohin dich geführt!
[HGt.03_022,23] Lasset uns aber nun ziehen von hier und lassen wir dieses Wesen in seinem Starrsinne!"
[HGt.03_022,24] Hier warf sich die Satana wieder vor den Herrn und schrie: „O Herr, verlaß mich nicht und habe Erbarmen mit mir Armen! Du weißt es ja, daß ich eine arme Törin bin und bin darum voll eigensinniger Bosheit! Laß mich züchtigen für meine Bosheit; aber nur jetzt verlaß mich nicht! Ich will ja tun, was Du willst!"
[HGt.03_022,25] Und der Herr sprach: „Also gehorche denn, und tue, was Ich von dir zu deinem Besten verlange, so will Ich noch verweilen und dich anhören; sträubst du dich aber noch einmal, so will Ich dich aber auch nimmer anhören! Und so denn erhebe dich, und rede! Amen."

23. Kapitel
[HGt.03_023,01] Nach solcher Anrede von Seite des Herrn erhob sich Satana wieder und sprach bebend vor dem Herrn: „Herr, ich weiß wohl, daß Du ewig keines Rates weder von meiner noch von irgendeiner andern Seite bedarfst; denn Du allein bist ja die allerhöchste und allervollkommenste, ewige und unendliche Weisheit!
[HGt.03_023,02] Da Du aber dennoch allen Deinen freien Geschöpfen den freien Willen, daraus die freie Tätigkeit und dazu aber auch das Bittrecht erteilt hast und eine Bitte im Grunde doch nichts anderes als ein demütiger Rat von Seite des zwar freien, aber dabei dennoch von Dir höchst weise schwach gelassenen Geschöpfes ist, durch welchen es Dir, o Herr, die eigene Not also vorträgt, als wüßtest Du nahezu nichts davon ehedem, als bis es Dir vom Geschöpfe erst vorgetragen ward und dieses Dir hernach ratet (freilich allerdemütigst), was Du tun möchtest, so will ich meinen Dir geben sollenden Rat auch also einkleiden und will Dich daher bitten darum, das ich nun möchte, da es Dir wohlgefallen hat, eine ganz neue Ordnung in der Führung Deiner Werke und Wesen einzuleiten!
[HGt.03_023,03] Das aber ist's, das ich nun möchte: Siehe, o Herr - also, wie ich nun bin, bin ich wahrhaft überelend und unglückselig! Solange ich in dieser Meiner Gestalt als weibliches Wesen verbleibe, kann ich mich nie völlig zu Dir wenden, da mich die unerträglichste Grimmeifersucht stets von neuem gegen Dich Rache brütend gefangennimmt.
[HGt.03_023,04] Daher meine ich - da Dir doch alle Dinge möglich sind -, Du könntest ja meine Natur verändern und mir darum geben einen männlichen Charakter und mich sonach überstalten zu einem Manne vor Dir und Deinen Kindern!
[HGt.03_023,05] Da würde mich gewiß alsbald alle diese mich ewig quälende böse Leidenschaft verlassen! Ich könnte mich dann völlig demütigen vor Dir und sein gleich allen Deinen auserwählten Kindern.
[HGt.03_023,06] Als bleibendes weibliches Wesen aber sehe ich nur zu klar voraus, wie wenig mir alle meine guten Vorsätze für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten nützen werden!
[HGt.03_023,07] Tue daher zwar, was Du willst, - so es aber dennoch möglich wäre, da bitte ich Dich, o Herr, darum!"
[HGt.03_023,08] Der Herr aber entgegnete ihr: „Höre, du ewig unbeständiges und wandelbares Wesen, und sage Mir, in wie viele Wesen hast du dich darum schon umschaffen lassen, da du Mir dabei allzeit die Versicherung gabst und sprachst: ,O Herr, laß mich nur diese Form annehmen, und es soll in ihr besser werden mit mir!?!'
[HGt.03_023,09] Ich habe mit dir allzeit getan, was du nur immer wolltest; ja es gibt auf der Erde nicht so viele der Atome, als in wieviele Gestalten und Formen und Charaktere du dich von Mir zum Behufe deiner allzeit vorgeschützten Besserung schon hast umwandeln lassen!
[HGt.03_023,10] Sooft nur immer Ich deinetwegen ein neues Sonnen- und Planeten-Gebiet gegründet habe, da wolltest du in den Sonnen sein weiblich - und auf den Planeten männlich!
[HGt.03_023,11] Ich gab dir auch die Macht, dich bisher umwandeln zu können nach deinem Belieben. Sage Mir aber und bekenne es nun, um was du darum besser geworden! - Ich sage dir: Nicht um ein Haar! Du bist noch die alte Lügnerin geblieben, und es hat bisher nichts gefruchtet, was Ich nur immer mit dir unternommen habe nach deinem Willen.
[HGt.03_023,12] Wenn es aber doch unleugbar also ist, was sollte da aus dieser schon wieder neuen Umwandlung mit dir Besseres werden?!
[HGt.03_023,13] Daher werde Ich diesmal nicht tun aus Mir, was du willst, sondern Ich lasse dich ganz frei, und du kannst aus dir machen, was du willst!
[HGt.03_023,14] Willst du sein ein Mann, ein Weib, ein Tier oder ein Element, darum werde Ich Mich gar wenig kümmern; Ich aber werde nun auch Meinerseits tun - und werde dich nicht zu Rate ziehen - nach Meinem alleinigen Rate!
[HGt.03_023,15] Willst du aber ein Weib verbleiben, da will Ich dir einen Fürsten der Nacht aus dir zur Seite stellen; der wird dir geben die Macht, zu proben das Geschlecht der Menschen.
[HGt.03_023,16] Willst du aber sein ein Mann, da will Ich dir ein reines Sonnenweib entgegenstellen, eine zweite Eva; diese wird dir auf deinen alten Starrsinn treten. Wenn du sie auch in die Ferse stechen wirst, das heißt in ihr Fleisch, so wird das sie nicht im geringsten schädlich verletzen!
[HGt.03_023,17] Nun weißt du, wie diese Dinge stehen; tue demnach, was du willst!"
[HGt.03_023,18] Hier ward aus der Satana plötzlich ein kräftig aussehender Mann heiteren Angesichts.
[HGt.03_023,19] Der Herr aber zeigte dem Manne sogleich das Sonnenweib und sprach: „Wohl denn, - da bist du, und da ist sie! Gehe daher von hier nach deiner Kraft, und Ich werde tun nach der Meinigen! Amen."
[HGt.03_023,20] Hier ward der Satan unsichtbar, wie das Sonnenweib.
[HGt.03_023,21] Und der Herr begab Sich mit den Seinen wieder auf die Höhe.

24. Kapitel
[HGt.03_024,01] Unterwegs aber fragte der Herr den Kisehel: „Nun, Mein geliebter Kisehel, der du ehedem so manche Bedenklichkeiten über dieses Wesen Mir gegenüber in deinem Herzen hast aufsteigen können lassen, was sagst du denn nun zu diesem Zeuger der Lüge und alles Truges?
[HGt.03_024,02] Möchtest du ihm nicht auch jetzt so einen halben Glauben zollen und es dich bedünken lassen, ob doch vielleicht hier und da in seiner vorigen an euch drei allein gerichteten Drachenmaulrede nicht irgend etwas von einer Wahrheit steckt?
[HGt.03_024,03] Entäußere dich so ein wenig nun vor Mir über diese Meine sehr gewichtige Frage!"
[HGt.03_024,04] Der Kisehel aber bat den Herrn seiner früheren Herzenstorheit wegen ganz zerknirschten Gemütes um Vergebung. Und als der Herr ihm erst völlig versichert hatte, daß Er ihm schon gar lange alles vergeben hätte, da fing er an, seinen Mund zu öffnen, und sagte endlich nach einer kleinen Pause:
[HGt.03_024,05] „O Herr, Du allein heiliger, guter liebevollster Vater! Was die allerbarste und allerhandgreiflichste Lüge dieses für mich nahezu namenlosen Wesens betrifft, so bin ich nun darüber wohl also im klaren, wie da noch gar helle leuchtet die Sonne jetzt noch ziemlich hoch über dem abendlichen Horizonte, und ich bezweifle auch sogar diejenigen Worte aus dem Munde dieses Wesens, welche es vor Dir geredet als völlig wahr angab.
[HGt.03_024,06] Denn ich merkte es gar wohl, wie es sich, wo es sich nur ein wenig tun ließ, selbst allzeit mitleidig anzog und allezeit auch wo möglich die Schuld entweder offenbar oder aber doch wenigstens sicher, wo nur möglich, heimlich auf Dich schob, darum ich auch einige Male im kaum aufzuhaltenden Zuge war, mit diesem von Dir mir gegebenen Machtstabe der schönsten Lügnerin so einen recht handfesten kreuzweisen Gegenbeweis aufs Maul zu legen.
[HGt.03_024,07] Daraus aber ist es doch wohl zu ersehen, in welcher Wahrheitsachtung dieses Wesens Worte bei mir nun stehen!
[HGt.03_024,08] Darüber wäre ich somit völlig - wie schon gesagt - im klaren; aber etwas anderes ist in mir, das sich noch immer hin und her wirft gleich einem zertretenen Erdwurme! O Herr, Du siehst es wohl in mir; darum möchte ich Dich darüber nun wohl um ein kleines Lichtchen bitten!"
[HGt.03_024,09] Und der Herr wandte Sich zum Kisehel völlig und sagte zu ihm: „Also höre denn!
[HGt.03_024,10] Siehe, die Satana, der Adam und die Eva sind darum wie eins, und dann der Kahin und seine Nachkommen ebenfalls wieder wie eins, weil fürs erste sich die Satana im Adam, aus ihm in der Eva und aus der Eva im erstgezeugten Sohne hätte sollen völlig aus Gehorsam zu Mir gefangennehmen, damit sie also wäre völlig vollendet worden und dadurch dann alle fernere Zeugung als vollendet wie in den Himmeln aus ihr hervorgegangen wäre!
[HGt.03_024,11] Dieses Wesen aber wollte das nicht, da es es gereute, darum es Mir so viel Gehorsam bezeigen solle aus sich.
[HGt.03_024,12] Im Adam wollte es nicht nach Meinem Maße sein; darum einte es sich in der Sichselbstanschauung, ging bald in die vollste Eigenliebe über, und der Mensch Adam ging als eine traurige Wohnung dieses Wesens umher und achtete der Dinge nicht, die ihn umgaben.
[HGt.03_024,13] Alsbald mußte Ich da eine wesenhafte Teilung vornehmen, nahm aus Adam das sich in ihm weiblich Gestaltete und beließ in ihm allein nur den männlichen Geist und stellte den weiblichen Geist als Eva frei in eine neue Wohnung außer dem Adam.
[HGt.03_024,14] Der Adam aber erkannte in der Eva alsbald sein zweites Selbst und hatte also ein großes Wohlgefallen an ihm.
[HGt.03_024,15] Da aber das zweite Wesen in sich gar bald merkte, daß es nun schwächer war als das erste, da sann es bald auf eine List, sich möglicherweise über das erste Wesen zu erheben.
[HGt.03_024,16] Die List aber gelang sogleich nicht. Adam verwies der Eva männlich und kräftig ihre Begierde; das war aber auch genug.
[HGt.03_024,17] Das zweite Wesen sammelte sich in seinem männlichen Teile, beließ in der Eva das schwach wähnende Weibliche zurück und entwand sich ihr in der Gestalt einer Schlange als ein scheußliches Zwitterwesen, aus welchem heraus es männlich und weiblich zugleich agieren konnte, wie es sich denn auch gar bald zeigte bei der ungesegneten Zeugung Kahins, die euch bekannt ist.
[HGt.03_024,18] Nun siehe, Ich mußte darob die ganze Schöpfung umgestalten und anstatt der vollkommenen Zeugung die unvollkommene mit dem Vorbehalte segnen, daß diese nicht eher von Mir angesehen werden kann, als bis sich das angeerbte Übel aus dem Grundwesen Satanas durch die reinste Liebe zu Mir gänzlich verzehren wird, indem im Adam wie in der Eva ein Teil der Satana notwendig zurückblieb, welches sich gegenseitig fortwährend begierlich anfallen muß, weil es von der wennschon getrennten, aber dennoch eigentümlichen Doppelnatur der Satana ist.
[HGt.03_024,19] So denn auch konnten der Adam wie der Kahin in hellen Momenten sprechen wie die Satana selbst; dennoch aber war weder der Adam, noch die Eva, noch der Kahin das eigentliche Grundwesen selbst, so wenig ihr als Teile Adams und Evas mehr grundweslich Adams und Evas seid.
[HGt.03_024,20] Siehe, also aber wie in Adam und Eva wird nun dies Wesen fortwährend in aller Kreatur geteilt und geschwächt, bis es sich also hin ans Ende der Zeiten wird völlig zerteilt haben und am Ende von ihm nichts mehr als die leere Form übrigbleiben wird und ohne Leben, da all ihr Liebeleben übergehen wird und muß in eine ganz neue Kreatur in euch, nun schon Meinen Kindern!
[HGt.03_024,21] Also stehen die Sachen; jedoch saget davon niemandem etwas! Ich weiß warum; daher schweiget von allem dem! Amen."

25. Kapitel
[HGt.03_025,01] Es trat aber auch der Lamech hin zum Herrn und erbat sich die Erlaubnis, sich vor Ihm auch eines verwirrten Knotens entledigen zu dürfen.
[HGt.03_025,02] Und der Herr sagte zu ihm: „Ich weiß, was du hast, und der Henoch weiß es auch! Aber der Kisehel kann es noch nicht erschauen in der geheimsten Tiefe deines Lebens, was darinnen ist; daher magst du dich des Kisehels wegen schon laut entäußern, - und so denn gib Mir kund deinen wirren Bund!"
[HGt.03_025,03] Mit liebeflammendem Herzen dankte der Lamech für diese erhabene Gnade und brachte dann folgenden Fragesatz zum lauten Vorscheine, der also lautete:
[HGt.03_025,04] „Liebevollster, heiliger, unaussprechlich guter Vater, Du hast doch die Satana aus Dir und nicht aus irgendwo anders her geschaffen! Wie ist es nun aber dennoch möglich, daß dieses aus Dir geschaffene Wesen gar so entsetzlich böse ist, da in Dir doch alles von Ewigkeit her überaus gut sein mußte, weil Du Selbst also endlos gut bist und daher aus Dir ja auch unmöglich etwas Arges hervorgehen kann?
[HGt.03_025,05] Da aber die aus Dir geschaffene Satana im Ernste also überaus arg ist, so weiß ich mir in diesem Punkte durchaus nicht zu helfen und zu raten. Ich meine so bei mir und empfinde es auch ganz klar; wenn ich da ins reine kommen könnte, da hätte ich aber dann auch alles, was mir not tut zur völligen Beruhigung meines Geistes!"
[HGt.03_025,06] Auf diese sehr triftige Entäußerung Lamechs erwiderte der Herr, sagend nämlich: „Wenn du es menschlichermaßen nimmst, dann muß dir das freilich den verworrensten Knoten geben; kannst du es aber reingeistigerweise betrachten, so wird sich alsbald alle Verworrenheit gänzlich verlieren, und du wirst da in eine Löse der Dinge schauen, die dir ums Zahllosfache klarer sein wird, als da ist der Sonne Licht am reinsten, hellsten Vollmittage!
[HGt.03_025,07] Solches jedoch ist schwer mit dir verständlichen Worten zu geben, da es ist in der tiefsten Tiefe aller Meiner unendlichen göttlichen Weisheit.
[HGt.03_025,08] Aber Ich will dir durch ein Gleichnis die Sache erhellen! Je mehr du im Verfolge der Zeit dieses Gleichnis betrachten wirst, desto tiefer wirst du in den Geist der Wahrheit in dieser endlos tiefen Geheimnissache eindringen; und so höre denn:
[HGt.03_025,09] Ein überaus weiser und liebeguter Mann hat den Plan in sich gefaßt, sich ein Weib zu nehmen und mit ihm zu zeugen Kinder, die ihm gleichen sollen in allem und sollen jegliches nach seiner Art Besitz nehmen von den unermeßlichen Schätzen und Reichtümern, die er in endloser Fülle besitzt!
[HGt.03_025,10] Das wäre sicher ein recht guter Plan; aber wie ausführbar, wenn in der ganzen großen Gegend kein weibliches Wesen existiert?!
[HGt.03_025,11] Was tut aber der überaus weise Mann? - Er bedenkt sich nicht lange, sondern spricht zu sich:
[HGt.03_025,12] ,Was will ich suchen in diesem meinem endlosen Reviere, das nicht zu finden ist?! Ich habe ja in mir, was ich brauche; ich habe Liebe, ich habe alle Weisheit und habe die Macht aus den zweien!
[HGt.03_025,13] Daher will ich sehen, ob ich nicht aus mir selbst mir ein Weib schaffen kann, das mir in allem völlig entsprechen soll! Habe ich doch schon andere Dinge als nun völlig daseiend aus mir gerufen; da wird mir solches doch auch gelingen?!
[HGt.03_025,14] Und so denn will ich eine mir völlig ähnliche Idee fassen und sie stellen in meinen festesten Willen, und es soll sich bald zeigen, ob ich not habe, weiterhin zu suchen das, was nicht ist, noch sein kann irgend außer mir!'
[HGt.03_025,15] Gedacht, getan, und das herrliche Werk steht vor dem Manne! Mit endlos großem Wohlgefallen betrachtet es der mächtig weiseste Werkmeister.
[HGt.03_025,16] Aber das Werk ist nur eine wie tote Maschine noch seines Willens, bewegt sich nicht anders als allein nur nach dem Willen des Werkmeisters und spricht nur, was der Werkmeister in dasselbe hineindenkt und dann vom Werke gesprochen haben will.
[HGt.03_025,17] Da aber bedenkt sich des Meisters Weisheit und spricht: ,Das Werk ist da; aber es ist in ihm nichts anderes als ich selbst! Belasse ich es so, da wird es mir wenig fruchten; gebe ich dem Werke aber ein eigenes, freies, selbständiges Leben, da muß ich es mir dann aber auch gefallen lassen, wenn es sich von mir wenden wird, und tun nach seinem eigenen freien Willen.
[HGt.03_025,18] Doch ich bin ja da über alles mächtig. Wird es mir über die vorgezeichneten Schranken treten, da werde ich ihm schon zu begegnen wissen; denn es bleibt ja doch ewig mein Werk!'
[HGt.03_025,19] Also spricht der weiseste Mann bei sich, und also tut er auch.
[HGt.03_025,20] Das Werk ist frei und bewegt sich und spricht bald anders, als es der Mann haben will; und das ist ein großer Triumph des Werkmeisters, daß da sein Werk eine freie Tätigkeit überaus lebhaft zu äußern anfängt, ohne jedoch aus der Willenssphäre des Meisters je treten zu können.
[HGt.03_025,21] Der Mann aber will noch mehr, nämlich die vollste Willensfreiheit des Werkes; und dazu ist persönliche Erziehung und dann alle mögliche Selbsterfahrung fürs Werk nötig.
[HGt.03_025,22] Diese Erziehung aber dauert jetzt noch fort, während die erschaffende Zeugung nebenbei als ein Hauptteil solch großer Erziehung anzusehen ist. Und der Mann ist nun, wie allzeit, auf dem Punkte, gar helle zu schauen die endliche sicherste Vollendung seines Werkes! -
[HGt.03_025,23] Siehe, das ist ein gar großes Gleichnis; denn es liegt der Anfang und das Ende völlig in ihm! Dieses beachte in dir, und dir wird es heller und heller werden in deinen Tiefen! - Nun aber ziehen wir wieder weiter! Amen."


26. Kapitel
[HGt.03_026,01] Der Lamech und alle dankten dem Herrn für solche große Gnade und zogen dann weiter.
[HGt.03_026,02] Unterwegs, nahe der Morgenhöhe, aber blieb der Herr stehen und wandte sich zum Kisehel, ohne etwas zu sagen.
[HGt.03_026,03] Dieser aber erschrak darob, daß er beinahe zusammenschauerte, und konnte sich nicht sobald besinnen, was da solch ein Blick vom Herrn an ihn gerichtet bedeuten solle.
[HGt.03_026,04] Der Herr aber beließ ihn nicht lange in der Unruhe, sondern richtete sogleich folgende Frage an ihn, sagend nämlich: „Kisehel! Warum läßt denn du törichte Gedanken in deinem Herzen aufsteigen?
[HGt.03_026,05] Meinst du denn, Gott ist gleich einem Menschen, darum Er Sich sinnlich begatten solle, um zu zeugen Seinesgleichen?! Und meinst du, Gott müßte dazu auch ein göttliches Weib haben, um aus dem Weibe sinnlich gezeugte Kinder zu überkommen?! - Oh, in welcher Irre bist du!
[HGt.03_026,06] So du ein Weib hast, kannst du mit demselben zeugen, was du willst? - Siehe, nicht deinem Willen wird dieser Akt folgen, auch nicht dem Willen deines Weibes, sondern da waltet allezeit Mein göttlicher, allmächtiger Wille, und es wird, was Ich will, und nicht, was du möchtest!
[HGt.03_026,07] Willst du einen Sohn, da gebe Ich dir eine Tochter, und willst du diese, da soll dir ein Sohn werden; denn Ich allein bin der Herr über alles Leben.
[HGt.03_026,08] So du aber mit deinem Weibe eine Sache hast, was weißt du wohl, woraus das besteht, was du zeugst?
[HGt.03_026,09] Ich sage dir: Der Erde Mittelpunkt und das sind dir gleich bekannte Dinge, und du weißt von dem einen so wenig als vom andern!
[HGt.03_026,10] Mir allein nur sind alle Dinge von Ewigkeit wohlbekannt; denn Ich allein bin der Herr, Gott allmächtig und endlos weise von Ewigkeit!
[HGt.03_026,11] Um aber in das von dir beschlafene Weib eine lebendige Frucht zu legen nach Meiner Ordnung, sage, habe Ich da wohl vonnöten, dein Weib etwa im geheimen zu beschlafen?!
[HGt.03_026,12] Und wenn Sonnen aus sich Weltgeburten tun und die Pflanzen und Tiere ihresgleichen zeugen, möchtest du da in dir nicht auch fragen, ob Ich etwa die Sonnen, Pflanzen und Tiere im geheimen beschlafe?!
[HGt.03_026,13] O du törichter Mensch, welch närrischer Gedanken bist du doch fähig!
[HGt.03_026,14] Siehe, das Weib oder der erstgeschaffene Geist aus Mir ist nicht gleich dem, was da ist ein Weib auf der Erde, und Ich bedarf desselben nicht, um Mir aus ihm Kinder zu zeugen!
[HGt.03_026,15] Denn konnte Ich den ersten Geist in aller Vollkommenheit aus Mir hervorrufen, da werde Ich doch auch imstande sein, ohne diesen ersten hervorgerufenen Geist noch zahllose andere hervorzurufen!
[HGt.03_026,16] Und so ist dieser erste Geist sicher nicht der ferneren Zeugung wegen von Mir erschaffen worden, als könnte Ich nur mit seiner Hilfe das Fernere zuwege bringen, sondern dieser Geist ist von Mir aus keinem anderen Grunde hervorgerufen worden, als aus welchem du hervorgerufen worden bist, nämlich: Mich als den alleinigen Gott, Schöpfer, Herrn und allerliebevollsten Vater zu erkennen, Mich zu lieben und Mir also dann ewig in aller Liebe lebendig zu dienen.
[HGt.03_026,17] Daß aber aus diesem Geiste dann auch zahllose Geister hervorgegangen sind, rührt daher, weil Ich ihn nach Meinem Maße vollkommen gestaltete und ihm dann auch einhauchte Mein freies, mächtiges, schöpferisches Leben.
[HGt.03_026,18] Da aber der Geist solche große Vollkommenheit in sich merkte, da fing er auch an, aus sich die seltensten Dinge, wie auch seinesgleichen hervorzurufen.
[HGt.03_026,19] Ich aber als die allerhöchste und mächtigste Liebe und Weisheit, Güte und Duldung und Sanftmut ließ die Aftergeschöpfe des Geistes gedeihen und tat für sie das, was Ich tue für die, welche aus Mir sind, und sorge für diese Fremden wie für die Meines Vaterhauses.
[HGt.03_026,20] Sage: Muß Ich dazu ein gewisses göttliches Weib haben, um Himmel, Engel, Sonnen, Welten, Monde, Pflanzen, Tiere und Menschen chaotisch durcheinander etwa durch einen gewissen Beischlaf zu zeugen?
[HGt.03_026,21] O siehe, das hat der ewige, aus und in Sich allmächtige Schöpfer wohl nicht vonnöten! Denn Ich darf nur wollen, und es ist schon da, was Ich will.
[HGt.03_026,22] Siehe, jetzt will Ich, daß da vor uns entstehen sollen zahllose Heere von Menschen beiderlei Geschlechtes, - und siehe, sie sind da, und Ich werde sie, die jetzt Geschaffenen ewig nimmer vernichten, sondern setze sie jetzt vor dir in die Gestirne! Siehe, sie ziehen schon, Mich lobend, ihrer ewigen, seligen Bestimmung entgegen!
[HGt.03_026,23] Du bist nun nahezu starr vor Verwunderung! Ich aber frage dich, ob Ich dazu eines Weibes benötigt habe.
[HGt.03_026,24] Du verneinst nun solches, da du Meine Macht gesehen hast.
[HGt.03_026,25] Ich aber sage dir: Laß dich darum aber auch nicht mehr von so törichten Gedanken gefangennehmen, willst du Mir angenehm sein! Bedenke aber nun, daß zwischen Mir und dir ein großer Unterschied waltet, der nur durch die Liebe möglichst verringert werden kann! - Nun ziehen wir wieder weiter! Amen."

27. Kapitel
[HGt.03_027,01] Darauf zogen sie fürbaß, und keiner getraute sich, ein Wort an den Herrn zu richten, obschon diesmal alle drei - also auch der Henoch nicht ausgenommen - einen neu vorgefundenen Knoten in sich trugen, der sie in seiner Unentwirrtheit mehr drückte denn ein viele Zentner schwerer Stein.
[HGt.03_027,02] Da der Allwissende aber solches doch gar wohl merkte, so wandte Er Sich auch alsobald an den Henoch und sagte zu ihm: „Auch dir können noch Dinge vorkommen, über welche du wie eine Henne über hohle Eier brüten kannst?!
[HGt.03_027,03] Ich sage dir aber, es soll nicht also sein, daß der Mensch in jegliche Tiefe Meiner Weisheit dringe in der Zeit; denn dazu ist euch von Mir ein ewiges Leben ja bereitet!
[HGt.03_027,04] Euch wohl will Ich lösen, das euch schwer bedrückt; doch nur euch und niemand and'rem weiter sei's gesagt! Und so denn höret Mich:
[HGt.03_027,05] Ich bin ein Mann und Weib zugleich in Meiner Gottheit Tiefen; nicht also doch, wie ihr's pflegt zu nehmen, sondern also nur:
[HGt.03_027,06] Als Mann bin Ich die Liebe ewig selbst, das freie Leben selbst und alle Macht und Tatkraft selbst, darum in jedem Mann als Meiner Liebe vollem Ebenmaße sich die echte Liebe kündet, deren des eitlen Weibes Brust wohl ewig nimmer fähig wird.
[HGt.03_027,07] In solchem Meinem männlichen Liebe-Ebenmaße ist der Mann denn kräftig auch, Mir gleich, und mächtiger in seiner Brust, denn alle Weiber sind in ihren losen Brüsten, die wohl Säugemilch dem Kindesfleische bieten, doch des inneren Lebens Milch dem Geiste nicht bieten können, da des hohen, starken Mannes Liebe nicht innewohnt ihrer Brust, obschon sie wohl innewohnen könnte, wär' das Weib aus sich so eiteltöricht nicht!
[HGt.03_027,08] Also bin Ich als Mann von Ewigkeit bestellt aus Mir; ihr möget solches fassen!
[HGt.03_027,09] Da Ich aber auch im Weibe bin zu Hause, muß Ich da nicht auch das Weib ganz völlig in Mir fassen? - Sicher; hört, wie konnt' Ich sonst ein Weib erschaffen?!
[HGt.03_027,10] Wie denn aber solches möglich sei, will Ich sogleich euch etwas weise künden; denn im Weibe liegt ja List und Witz, ein scharfer Sinn und Schlauheit stets begraben; also spricht das Weib auch offen nie und pfleget stets ihr Licht und Herz zu bergen, darum auch der locker baut, wer sich der Weiber Brust vertraut.
[HGt.03_027,11] Also kann Ich aus Meiner Weibessphäre nicht auch gleich verständlich reden wie aus der des Mannes, da der weibliche Teil dem Liebelicht entstammt aus Mir und als die Weisheit, wennschon nicht in sich, so aber dennoch gleich dem Strahlenlichte ist, das hehr dem Urstammlicht entströmt.
[HGt.03_027,12] Demnach ist denn das Weib in Mir der Weisheit ewig strahlend Licht, das ewig fort und fort in gleicher Kraft und Stärke in der Liebe wird erzeugt.
[HGt.03_027,13] Diese Weisheit ist der Liebe Gottes ewig eigentümlich unzertrennlich rechtes Weib, mit dem Ich ewig ein'ger Gott doch alle Dinge hab gezeuget und geschaffen, - und kein and'res Weib war ewig je vonnöten Mir, dem ein'gen, ewig wahren Liebegott, dem Mann' von Ewigkeiten her, dem Ersten ewig und dem Letzten ewig!
[HGt.03_027,14] Ewig zeugte Ich mit diesem Meinem treu'sten Weibe zahllos Milliarden Wesen, die da Mir beschaulich waren, wenn auch keines sich da noch in sich beschauen konnt' und durfte.
[HGt.03_027,15] Doch auch ewig war in Mir beschlossen, einstens all die endlos viel in Meinem Geist' gezeugten Wesen frei zu stellen, zu erkennen sich und Mich!
[HGt.03_027,16] Ein Wille ward aus Mir getrieben, und ein übermächtig ,Werde!' drang ihm nach durch all die endlos weiten Tiefen Meiner ew'gen Gottheit Macht und helle leuchtend Walten.
[HGt.03_027,17] Da ward aus all den ewig vielen ausgegang'nen Strahlen - hört und faßt! - ein wesenhaftes Eins, ein Träger alles dessen, was von Ewigkeit aus Mir, dem Mann und ew'gen Weib, in Eins ist je geflossen in den wesenhaften Strahlen geistig tief, endlos und ewig klar.
[HGt.03_027,18] Der Träger ist das neugeschaff'ne Weib und ward gestaltet frei zu einem großen Sammelplatze alles wesenhaften Lichtes, das von Ewigkeiten Mir in wesenhafter Fülle ist entströmt, damit in ihm die ausgegang'ne Wesenfülle sich ausreife unter Meiner steten Gnadenstrahlenwärme frank und frei, Mir schaulich gegenüber angenehm durch freies Leben und also auch Mich beschaulich aus dem ihm von Mir gereichten Liebelicht.
[HGt.03_027,19] Und hört, die Zeugung ist gelungen; ihr beschaut und faßt Mich, euren Schöpfer, schon!
[HGt.03_027,20] Doch noch ist nicht die Zeit der vollen Reife und der Ernte voll gediehen; große Dinge brauchen große Zeiten auch!
[HGt.03_027,21] Darum erfasset solches, - aber schweiget; denn in solchem Werdungsstreit' zur einst'gen großen Reife ist nicht gut zu schwätzen!
[HGt.03_027,22] Denn zu seiner Zeit werde Ich, wie euch, schon wieder Meiner Erde neu es künden, und aus euch gar späte Kinder werden es in sich gar finden und der Erde es entbinden! Amen."
[HGt.03_027,23] Hier schlugen sich die drei auf die Brust und sprachen: „O du unendliche Weisheit Gottes! Wer wird dich ewig je erfassen?!"
[HGt.03_027,24] Der Herr aber sagte: „Schweiget nun von allem; denn sehet, die Kinder eilen Mir schon entgegen mit ausgestreckten Armen! Daher eilen auch wir ihnen entgegen! Amen."

28. Kapitel
[HGt.03_028,01] Es dauerte nicht lange, so waren die sich gegenseitig Entgegeneilenden auch zusammengestoßen und hatten sich auch gegenseitig mit der allermächtigsten Liebe begegnet und sich allerherzlichst aufgenommen, und alles Volk, das hier zugegen war, brachte dem Herrn der Herrlichkeit ein großes Liebesopfer im Herzen dar.
[HGt.03_028,02] Der Herr aber wandte Sich bald zu allen und sagte zu ihnen: „Höret, Meine Kindlein! Was Ich euch allen jetzt kundtun werde, das beachtet wohl in euren Herzen!
[HGt.03_028,03] Ich habe euch bis jetzt kein Gebot gegeben, außer allein das übersanfte der Liebe; sollte Ich euch etwa jetzt ein neues geben zu diesem alten Gebote aller Gebote?!
[HGt.03_028,04] Höret, solange ihr dieses haltet in euren Herzen; so lange auch soll kein anderes Gebot euch binden an Mich und an eure Handlungen!
[HGt.03_028,05] Denn die reine Liebe und alle Tat aus ihr ist ja ohnehin die allerwahrhaftigste Grundfeste aller Gerechtigkeit. Wer die reine Liebe aus Mir im Herzen hat, dem wird ewig fremd bleiben jedmögliche Art von einer Ungerechtigkeit.
[HGt.03_028,06] Darum habt ihr auch kein neues Gebot vonnöten, da, wie gesagt, die Liebe das vornehmste Gebot ist, welches in sich enthält alles Leben und alle Wahrheit.
[HGt.03_028,07] Aber eben dieser Liebe wegen, die jetzt unter euch und in euch ist, will Ich als euer heiliger, allerliebevollster Vater euch einen guten Rat hinzufügen, welchen ihr wegen der Erhaltung dieser heiligen Liebe aus Mir nun in euch und unter euch recht wohl beherzigen und also auch beachten sollet.
[HGt.03_028,08] Dieser Rat aber soll nicht ein schwer zu beachtender sein, sondern einer, den ihr gar überleicht werdet beachten können. Und so höret Mich denn an:
[HGt.03_028,09] Die Tiefe ist nun geöffnet; ihr könnet nötigenfalls hinab zu den Kindern Kahins und diese gleichermaßen herauf zu euch kommen, und ihr könnet euch nun wieder ausbreiten über die ganze Erde von einem Ende zum andern.
[HGt.03_028,10] Aber Ich werde es ungerne sehen, so jemand von euch sich in irgendeiner Stadt in der Tiefe ansässig machen würde; denn in diesen Städten liegt noch viel des Schlangenunrates, der zuzeiten ganz gewaltig stinkt vor den Nüstern des Geistes und sein Leben ansteckt mit giftiger Pestilenz.
[HGt.03_028,11] So aber jemand will sehen die guten Früchte Meiner Erbarmungen in der Tiefe nun, der mag immerhin dahin ziehen und beschauen Meine Führungen; aber länger als im höchsten Falle dreimal sieben Tage soll sich niemand in der Tiefe aufhalten, außer im Falle eines ausdrücklichen Auftrages von Mir aus. Also gelte dieser Rat auch umgekehrt!
[HGt.03_028,12] Der Henoch und ihr Hauptstammkinder habet zu bestimmen die Aufenthaltszeit der aus der Tiefe zu euch Gekommenen, danach sie sich strenge zu halten haben.
[HGt.03_028,13] So aber jemand den Wunsch äußern möchte, sich hier irgend auf den Höhen wohnhaft zu machen, so ist darüber allzeit bei Mir anzufragen!
[HGt.03_028,14] Ihr möget solches auch aus euch dem Fremdlinge bewilligen; aber dann möget ihr zusehen, ob ihr euch dadurch keine Natter in die Brust gesteckt habet und keine Schlange auf euer Haupt!
[HGt.03_028,15] Seid also in dem allem klug, so werdet ihr an eurer geistigen und leiblichen Hauswirtschaft ewig nie einen verheerenden Schaden erleiden!
[HGt.03_028,16] Also sollet ihr euch auch nie mit einem Weibe aus der Tiefe verunreinigen, und sollte sie euch noch so anlockend und reizend schön vorkommen; denn solches könnte jeden von euch alsbald in die größte Knechtschaft der Schlange von neuem bringen, da ihr da Früchte erzeugen würdet, die sich vom Blute der Menschen nähren würden und vom Fleische der Kinder.
[HGt.03_028,17] Es hat aber der Feind des Lebens sich vorgenommen, seine Weiber in der Tiefe mit überreizendem Fleische zu schmücken, um euch dadurch zu versuchen; darum aber sage Ich euch solches im voraus, damit ihr euch in allem zu benehmen wisset, so irgend von dem auch etwas vorkommen sollte.
[HGt.03_028,18] So aber jemand von euch in der Not ist, der wende sich zu Mir, und Ich werde ihm helfen.
[HGt.03_028,19] Das ist der Rat, den Ich euch zu eurem eigenen zeitlichen und ewigen Besten erteilen mußte: beachtet ihn, so wird es euch allzeit wohl ergehen!
[HGt.03_028,20] Ich aber bleibe noch bis am Abend bei euch nun sichtbar; so jemand von euch irgendeinen Lichtmangel fühlt, der komme und rede, damit Ich ihm den Lichtmangel ersetze in der Kürze! Amen."

29. Kapitel
[HGt.03_029,01] Zufolge dieser Beheißung trat aus den Morgenkindern ein junger Mann von etlichen fünfzig Jahren hin zum Herrn voll Mut und Eifer und fragte den Herrn: „Allmächtiger Schöpfer, Gott, unser aller überheiliger Vater! Darf auch ich, ein bestaubter Wurm vor Dir, mich erkühnen, in aller Demut meines Herzens an Dich nur bittweise eine mir wenigstens überwichtig vorkommende Frage zu stellen?"
[HGt.03_029,02] Und der Herr sprach: „Muthael, Ich sage dir, rede! Denn Ich sehe, daß du eine gute Frage in deinem Herzen birgst."
[HGt.03_029,03] Der Muthael dankte dem Herrn allerinbrünstigst für diese allergnädigste Erlaubnis und kam dann mit folgender denkwürdigen Frage zum Vorschein, welche da also lautete:
[HGt.03_029,04] „O Herr, Gott, Du liebevollster, heiligster Vater! Siehe, ich bin über fünfzig Jahre schon und weiß, daß schon gar manche, um etliche Jahre jünger denn ich, sich Weiber genommen haben; allein mir war es bis jetzt noch nicht gegeben, mich zu nahen einem weiblichen Geschöpfe.
[HGt.03_029,05] Denn sah ich ihr mir weich und reizend vorkommendes Fleisch an, da kamen mir die meisten Weiber sehr sanft, zartfühlend und somit auch überaus anlockend vor, und ich bekam dann auch allzeit eine große Sehnsucht nach einem Weibe; aber wenn ich mich dann, von solch einem innern Drange genötigt, einer oder der andern Maid näherte, um mit ihr aus der Tiefe meines Herzens die sanftesten Liebesworte zu tauschen, da entsetzte ich mich aber bis jetzt noch allzeit, da ich nirgends fand, was ich zu finden wähnte.
[HGt.03_029,06] Ich dachte mir oftmals dabei: Aber wie ist doch solch ein Widerspruch in diesen zarten Wesen denkbar? Äußerlich furcht und wellt ein leiser Abendhauch schon über ihr zartestes Fleisch, - und ihr Inneres ist unempfänglich für einen Geistessturm sogar, und männliche Orkane von Weisheit können nicht rühren ihr Herz, wohl aber männliche Weiberschwächen, als da sind die Fleischliebe, läppisches Weiberlob, vielverheißende männlich-sinnliche Befriedigung und dann eine förmliche Anbetung ihres Fleisches und dergleichen mehr.
[HGt.03_029,07] Siehe, bei solchen Erscheinungen habe ich denn auch einen förmlichen Widerwillen gegen alles Weibervolk bekommen, und es ekelt mich vor ihnen allzeit so sehr, daß ich mich darum keiner mehr nahen kann!
[HGt.03_029,08] O Herr, Gott und Vater, ist das aber auch recht von mir? Habe ich dadurch nicht gesündigt vor Dir? Und was ist der Grund solcher Erscheinung in Mir? - Was ist denn das Weib, dieses von außen lebendige, aber von innen tote Wesen?"
[HGt.03_029,09] Hier wandte Sich der Herr zu ihm und sprach: „Höre, Mein geliebter Sohn Muthael, - deine Erscheinung ist gewichtiger, als du glaubst!
[HGt.03_029,10] Der erste Grund solcher Erscheinung liegt darinnen, daß du von oben her bist; das Weib aber ist von unten her.
[HGt.03_029,11] Du bist erfüllt mit dem, was des lebendigen Liebegeistes aus Mir ist, das Weib aber ist erfüllt mit dem, was da ist des Geistes der Welt.
[HGt.03_029,12] Darum auch bist du weich und zart von innen, während das Weib es nur von außen ist.
[HGt.03_029,13] Du bist ein Grundgeschöpf aus Meiner Tiefe, - das Weib aber nur ein Nachgeschöpf, eine Zusammenfassung Meiner Ausstrahlung.
[HGt.03_029,14] Du bist gemacht aus dem Kerne der Sonne, - das Weib nur aus den flüchtigen Strahlen der Sonne.
[HGt.03_029,15] In dir ist volle Wahrheit, - im Weibe nur der Wahrheit Schein.
[HGt.03_029,16] Du bist ein Sein aus Mir, - das Weib ein Schein nur aus Mir.
[HGt.03_029,17] Siehe, das sind die Hauptgründe deiner Erscheinung!
[HGt.03_029,18] Die Frage aber, ob du dich dadurch vor Mir versündigt hast, ist eitel. Denn nur dann kannst du dich vor Mir versündigen, wenn du von Mir ein Gebot hast, etwas zu tun oder nicht zu tun; ohne das ist keine Sünde denkbar, da du ohne Gebote in Meiner Richtung handelst.
[HGt.03_029,19] Nun aber sage Ich dir, daß Ich auch das weibliche Geschlecht zu Meinen Kindern angenommen habe, und es hat in der Purista ein Vorbild, also ein Gebot von Mir, wie es sein soll.
[HGt.03_029,20] Zwei haben sich in ihren Herzen ihr fest angeschlossen, die Ghemela und die Mira.
[HGt.03_029,21] Wenn aber das Weib ist denen gleich, dann trägt sie auch Mein Bild in sich; und so du dich einem solchen nahen wirst in der Erhabenheit deines Herzens, da wirst du auf keinen Stein mehr stoßen.
[HGt.03_029,22] Da du aber des reinsten Herzens aus dem Morgen bist, so will Ich dir in der Kürze auch das reinste Weib geben, das dir sicher in allem entsprechen wird; bis dahin aber verbleibe nur, wie du bist gewesen bis jetzt! Amen."
[HGt.03_029,23] Hier ward dem Muthael helle vor den Augen, und er sah in die Tiefe und lobte und pries den Herrn in seinem reinen Herzen.
[HGt.03_029,24] Der Herr aber berief auch andere zu sich und hieß sie Ihn fragen um alles, was sie irgend nur bedunkele in ihren Herzen.

30. Kapitel
[HGt.03_030,01] Es hatte aber - mit Ausnahme des Henoch, Lamech und Kisehel - diese Antwort des Herrn an den Muthael alle ganz gewaltig stutzen gemacht; sie wußten sich darüber nicht zu raten und zu helfen und waren demnach außerordentlich bedrängt in ihren Herzen, indem alle die Väter damals zu ihrer großen Herzensehre ihre Weiber überaus lieb hatten und sie für die größten Geschenke aus den Himmeln hielten, und gar viele hielten die guten und braven Weiber auch für höher und Mir ums bedeutende näher gestellt als sich selbst, und das zwar aus dem sehr leicht begreiflichen Grunde, weil damals die Jungfrauen, wie die Weiber, gar züchtig, sanft, duldsam, ergeben, gehorsam, friedlich, häuslich, dabei aber auch urständlich von bedeutend größerer weiblicher Anmut und Schönheit waren denn in dieser jetzigen, geistig wie leiblich gänzlich verdorbenen Zeit.
[HGt.03_030,02] Daher also befremdete diese Antwort gar so sehr alle die Väter überaus tief, und sie wandten sich daher alle zu Mir und sprachen in ihren Herzen:
[HGt.03_030,03] „O Herr, Du allerliebevollster Vater! Gib uns allen zu unserer Beruhigung über Deine erhabenste Antwort an den Muthael ein größeres Licht; denn in dem Lichte über unsere sittlichsten, besten Weiber können wir nicht glücklich, sondern nur unglücklich sein, da sie nach Dir doch unser allergrößtes Gut sind und wir Dir für dieses ewig nie genug werden danken können.
[HGt.03_030,04] Wenn der etwas schroff-weise Muthael sie bisher noch nie hat schätzen gelernt, so erleidet dabei die alte herrlich-gute Ordnung, aus Dir, o Vater, in unser Herz gelegt, doch sicher noch keinen Stoß! Im Gegenteile stellt sich dadurch eben der echt weibliche Sinn in den Weibern in unserm Gesichtskreise ja nur um so vorteilhafter und lobenswürdiger hervor, indem eben durch solch ein festes Halten der Weiber an ihrer Tugend der Mann zuvor gedemütigt werden muß, bevor er einer solchen Gnadengabe von Dir aus, o lieber Vater, würdig sein soll!
[HGt.03_030,05] Wenn der Mann im Weibe eine Härte findet, so ist das sicher nur die seinige; hat er diese gesänftet, so wird er sicher nur das herrlichste Gegenteil im Weibe finden!
[HGt.03_030,06] O lieber Vater, laß daher unsere lieben Weiber samt uns von oben sein - und nicht von unten!"
[HGt.03_030,07] Und der Herr öffnete Seinen Mund und sprach zu den Vätern: „Ihr redet wie völlig Blinde noch in Meiner Ordnung!
[HGt.03_030,08] So ihr nicht wisset, was im Geiste ,oben' und was ,unten' besagt, warum fraget ihr denn nicht danach, sondern verlanget dafür von Mir da ein Licht nur, wo ihr keines bedürfet, und daß Ich eures törichten Wunsches halber Meine ganze ewige Ordnung verkehren solle?!
[HGt.03_030,09] Saget Mir: Verliert denn dadurch vor Mir das Weib etwas, so Ich von ihr gegenüber dem Manne aussage, daß sie von unten sei und also gegen den Mann den notwendigsten Gegenpol ausmacht, ohne den weder der Mann für sich, noch das Weib für sich bestehen könnte?!
[HGt.03_030,10] Was werdet ihr denn aber sagen, so Ich nun zu euch sage: Ihr seid Mir gegenüber alle von unten her, und nur Ich allein bin von oben!
[HGt.03_030,11] Höre Ich aber darum nun etwa auf, euer Schöpfer und alleiniger, ewig heiliger Vater zu sein?! Oder habe Ich nicht dich, Adam, aus der Erde Lehm, wie dein Weib, die Eva, aus deiner Rippe erschaffen?!
[HGt.03_030,12] Da ihr aber alle wisset, daß der ,Lehm' meine Liebe und die ,Rippe' meine Gnade und Erbarmung bezeichnen, da Meine Gnade und Erbarmung eben also euer Leben einschließt, wie da einschließt und verwahrt des Leibes Leben dessen festes Gerippe, so müsset ihr euch ja doch selbst als überblind erkennen, wenn ihr da einen untröstlichen Unterschied findet, wo ihr einen nur übertröstlichen finden sollet!
[HGt.03_030,13] Saget Mir, was wohl lobenswerter ist: die leuchtende Sonne selbst, oder ihr ausgehendes Licht? Was haltet ihr für höher da?
[HGt.03_030,14] Ihr saget in euch: ,O Herr, da ist ja das eine so notwendig und gut wie das andere!'
[HGt.03_030,15] Gut, sage Ich; so die Sonne als die gesetzte Höhe in sich zu betrachten ist, was ist aber da mit ihrem ausgehenden Lichte für ein Standverhältnis dann?
[HGt.03_030,16] Ihr saget: ,Das muß dann ja notwendig allenthalben unter der Sonne sein!'
[HGt.03_030,17] Gut, sage Ich; so aber die Sonne an und für sich keinen höhern Wert hat denn ihr ausgehendes Licht, indem doch die Sonne ohne das ausgehende Licht so gut wie gar keine Sonne wäre und auch gar keinen Wert hätte, so wird das ja dem Weibe doch sicher auch nichts schaden und seinen Wert nicht im geringsten beeinträchtigen, wenn es dem Manne gegenüber notwendigerweise unten steht.
[HGt.03_030,18] Ich aber sage: Wenn das Weib ist, wie es sein soll, so hat es vor Mir den Wert des gerechten Mannes und ist ebensogut ein liebes Kindlein von Mir als der Mann; verirrt sich aber das Weib, so werde Ich es so gut suchen wie den Mann.
[HGt.03_030,19] Ein arges Weib aber ist ebensogut arg, als wie arg da ist der Mann; denn der Strahl aus der Sonne ist wie die Sonne selbst.
[HGt.03_030,20] Es wird aber eine Zeit kommen, da Ich den Strahl sammeln werde im Weibe, um die erloschene Sonne im Manne zu erleuchten!
[HGt.03_030,21] Verstehet solches, und lasset einmal ab von eurer alten Torheit! Liebet eure Weiber gerecht, aber machet aus ihnen nicht mehr oder weniger, als sie von Mir aus sind! Es ist genug, so ihr sie euch gleich achtet; darüber wie darunter soll eine Sünde sein!
[HGt.03_030,22] Wer von euch aber noch etwas hat, der komme und rede! Amen."