Nahtoderlebnis eines Menschen
mit Selbstmordversuch
Quellenangabe dieses authentischen Berichtes: Johannes Michels: „Berichte von der Jenseitsschwelle. Authentische Fälle von Nahtodeserfahrungen", Verlag Goldmann Arkana, Oktober 2008

Was erwartet uns am Ende des Lebens? Bedeutet der Tod die endgültige Auflösung unseres individuellen Bewusstseins? Johannes Michels dokumentiert die Nahtodeserfahrungen einer Vielzahl von Menschen. Diese packenden Fallgeschichten bestätigen eindringlich: Wir verlassen im Tod nur unseren Körper und unsere irdischen Leiden. Dann steht uns ein Jenseits bevor, indem wir vieles verstehen werden, was uns hier sinnlos und zufällig erscheint.

Anm. von Stefan Bamberg:
... und ein Selbstmörder erkennt schlagartig, dass er auch nicht einem Problem seines irdischen Lebens entrinnen konnte, sondern, sollte er wirklich dabei seinen irdischen Körper verlieren, er sich diesen sehnlichst wieder herbeiwünscht und erkennt, dass es nun um vieles schwerer ist, die anstehenden Probleme zu lösen. Denn dies wird er müssen, auch wenn er das in seiner Lernverweigerung, in der er sich zumeist erst einmal befindet, nicht einsehen möchte. Im folgenden möchte ich nun ein Nahtoderlebnis eines Menschen, welcher einen Selbstmordversuch beging aus obigen Buch zitieren:

Rowdy im Auto
Ralf B. benutzte wie selbstverständlich Papas aufgemotzten Porsche, einen von mehreren Wagen der Familie. Die sehr gut betuchten B.s hatten natürlich mehrere schnelle Autos. Und Herr B. senior beglich auch nolens volens alle Buß- und Strafgelder seines Sprösslings. Während der Vater häufig verärgert war und den Sohn intensiv zurechtweisen wollte, stellte sich die Mutter immer wieder schützend vor den Sohn. Er sei eben ein temperamentvoller Junge, dem schon mal „der Gaul durchgehe".

Und der „Gaul" ging dem jungen Mann ziemlich oft durch. Er raste nicht nur wie ein Wilder durch die Straßen seiner Heimatstadt, sondern auch auf den Landstraßen und am liebsten auf den Autobahnen.
Tauchte einer der einschlägig bekannten Wagen mit den zwei B auf dem Nummernschild auf - nach dem Namen des Vaters Bastian B. -, stieg bei vielen Polizeibeamten der Adrenalinspiegel. Sie hatten vor der Familie zwar keine Angst, aber sie wussten, der in aller Regel ungestüme Fahrer verursachte manchen Ärger; und seine Familie hatte unglaublich viel Einfluss.
Der Junior nahm nicht nur anderen Fahrern ohne jegliche Rücksicht die Vorfahrt, sondern schnitt auch buchstäblich überall die Fahrspur, zwang andere zu Notbremsungen, um Auffahrunfälle zu vermeiden, und nötigte „normale Autofahrer" dazu, klein beizugeben - kurz: Er gebärdete sich als Verkehrsrowdy.

In einem besonderen Fall fuhr er aus lauter Ungeduld an einer Ampel sogar eine ältere Dame an, die gerade beim Wechsel auf Rot noch einen Zebrastreifen betreten hatte. Unfassbar war, dass die Frau im Nachhinein dann auch noch so behandelt wurde, als sei sie die allein Schuldige. Die Seite des Porschefahrers hatte offenbar die Anwälte mit den „durchschlagskräftigeren Argumenten".
Nachdem dieser Vorfall in den lokalen Schlagzeilen aufgetaucht war, wollte der Vater die Freiheiten seines Sohnes drastisch einschränken. Doch schaffte es wieder die Mutter, dem vergötterten Sohnemann auch weiterhin seine exklusiven Fahrgewohnheiten zu ermöglichen.

Ralf B. studierte an der Universität der Nachbargroßstadt Jura. Obwohl er in den Lehrveranstaltungen meistens durch Abwesenheit glänzte, gab er überall damit an, schindete bei geringer Qualifizierten mit seinem Halbwissen und merkwürdigen Eigeninterpretationen einen gewissen Eindruck und schaffte es, dass zumindest bestimmte einfacher strukturierte Zeitgenossen vor ihm kuschten und er sich immer als kleiner König fühlen konnte, weil er tatsächlich so behandelt wurde. Das hatte einen Effekt auch bei seinen Kommilitoninnen. Es fielen zwar nicht alle auf seine „coolen" Sprüche rein, viele aber doch - und der Rest besorgte der Porsche des Vaters.

Ebendieser stellte eines Tages ohne Wissen seiner Frau den Sohn einmal zur Rede: „Wie stellst du dir eigentlich deinen weiteren Werdegang vor?"
„Du weißt doch, ich studiere Jura."
„Und genau das bezweifle ich. Soweit ich weiß, stimmt das gar nicht."
Woher willst du das denn wissen?"
„Ich habe meine Informationen. Wie steht es überhaupt mit den Seminarscheinen?"
„Was soll das? Wieso mischst du dich in meine Angelegenheiten ein?"
„Erstens, weil ich dein Studium finanziere. Und zweitens, weil ich will, das du bald zu einem Abschluss kommst. Tingeltangel und Faulheit mache ich nicht mit."
„Weiß Mama übrigens von diesem Gespräch?"
„Nein, sie weiß es nicht. Aber trotzdem bin ich für klare Verhältnisse. Auch wenn deine Mutter sich immer schützend vor dich stellt: Du betreibst jetzt mit Volldampf dein Jurastudium und kommst zu einem vernünftigen Abschluss. Oder Geldfluss und Porsche gehören bald der Vergangenheit an!"
„Ist das dein letztes Wort?"
„Das ist mein allerletztes Wort. Jetzt wird gearbeitet und nicht gebummelt! Das gilt auch für deinen künftigen Arbeitsplatz in meiner Firma. Dort kann ich dich nur brauchen, wenn du erstens dein Studium ordentlich abgeschlossen, zweitens den Vorbereitungsdienst mit Erfolg hinter die hast und drittens etwas Vernünftiges kannst. Bummeln, Versagen und Faulenzen gibt´s bei mir nicht. Punktum!"
So, wie der Vater nun geredet hatte, nutzte mit Sicherheit auch kein mütterlicher Einspruch mehr etwas. Wahrscheinlich hatte der Vater schon lange Tacheles reden wollen. Und nun war es soweit!

Zwar mobilisierte Ralf B. selbstverständlich seine Mutter. Wie es aber stand, konnte auch diese nichts mehr ausrichten.
Äußerst tragisch wurde Ralf B.s Situation nun aber ausgerechnet dadurch, dass nach all seinen Eskapaden eine der Studentinnen - übrigens auch der Rechtswissenschaft - ein Kind von ihm erwartete. Für diese Frau war Ralf B. keine flüchtige Bekanntschaft und lockere Beziehung, sondern sie liebte ihn, wusste nichts von seinen reichen Eltern und machte sich auch nichts aus Ralfs schnellem Auto. Sie teilte ihm ihren Zustand mit und hoffte auf sein Verständnis und seine Hilfe.
Er aber rastete völlig aus und schob ihr die alleinige Schuld zu. Auch eine von den Eltern der Studentin vorgesehene gütliche Einigung schlug er aus. Hier aber geriet der lockere Bursche an einen Profi. Der Vater war Chef einer großen Anwaltskanzlei in der Universitätsstadt. Er wünschte zwar eine gütliche Einigung, im Notfall würde er aber auch eine klare juristische Regelung herbeiführen. Er nahm Kontakt zur Familie des „mutmaßlichen Kindsvaters" auf. Bastian B. war über diese Nachricht zwar nicht sehr erbaut, bekannte sich aber zur Verantwortung seiner Familie - natürlich bei einer tatsächlichen Vaterschaft.
Ohne dass sein Vater konkret mit ihm über dieses neue Problem gesprochen hatte, bekam Ralf B. unsichere und ungefähre Mitteilungen von seiner Mutter. Von der Schwangerschaft einer Mitstudentin sei die Rede, also von einem Kind, dessen Vater er wohlmöglich sein könnte. Sollte das so sein - das sei ja schrecklich! So ihre Jeremiade. Wie hatte es denn bei den modernen Verhütungsmöglichkeiten dazu kommen können? Was war denn das nur für eine Studentin? Warum nur?
Ralf B. war entsetzt. Bisher hatte ihm seine Mutter bei all seinen Bocksprüngen beigestanden und alles mögliche auch vor seinem Vater irgendwie verheimlicht. Doch nun fing sie an zu lamentieren. Was würde erst der Vater im einzelnen dazu sagen? Was war das denn nur für eine schreckliche Situation für ihn? - Da behauptete eine Studentin, sie sei schwanger von ihm. Ihr Vater schien ein juristisches Schwergewicht zu sein, mit dem man nicht so leicht umspringen konnte. Sein eigener Vater war zu studentischen Possen offensichtlich nicht mehr bereit. Und nun verfiel seine allerbeste Schützenhilfe - die Mama - auch noch aufs Wehklagen.
Ralf B. fühlte sich am Boden zerstört. Was sollte er nur noch machen? Er fuhr abends in die Universitätsstadt und da zu einer Studentenkneipe: Dort trank er unmäßig viel und ließ ganz schön die Puppen tanzen. Anschließend fuhr er ziellos in der Gegend herum. Der Alkohol half ihm auch nicht bei der Bewältigung seiner Probleme. Stattdessen gaukelte ihm seine aufgeheizte Stimmung vor, sämtliche Schwierigkeiten könne er mit einer Gewalttour beenden. Er gab Gas und jagte über eine Landstraße - in den Tod als vermeintliche Lösung all seiner Probleme, wie er meinte. Ein anderer Autofahrer befuhr zum Glück bald darauf die gleiche Straße, sah an einem Baum den total zerstörten Wagen und alarmierte Feuerwehr und Polizei.
Die Feuerwehr schnitt den eingeklemmten Ralf B. aus dem Autowrack und brachte ihn schnellstmöglich ins nächstgelegene Krankenhaus. Die Polizei sicherte die Unfallstelle.
Im Krankenhaus wurde Ralf B. umgehend operiert und bestmöglich versorgt. Seine Überlebenschancen schienen äußerst gering zu sein. Dennoch hat er es geschafft.
Von all diesen Begebenheiten berichtete Ralf B. nach seiner Rekonvaleszenz wie folgt:

Mir war inzwischen alles restlos egal. Mein Vater machte mir enormen Druck. Er wollte, dass ich mein Studium bald beenden solle. Gut, ich gebe zu, nach fast elf Semestern war er logischerweise langsam mit seiner Geduld am Ende. Nach seinen Vorstellungen sollte ich mein Jurastudium so schnell wie möglich durchziehen, um dann, so rasch es geht, als Jurist in seine Firma einzusteigen, Natürlich musste dass auch noch die zweite Phase der Ausbildung hinzukommen. Mein Vater wurde also immer ungeduldiger und ungehaltener, wenn es um mein Studium ging. Dann kam noch die Hiobsbotschaft, eine befreundete Kommilitonin sei schwanger von mir. Natürlich mochte ich sie, aber andere gefielen mir auch. Inzwischen hatte ich darüber hinaus erfahren, dass der Vater der Studentin eine juristische Großkanzlei führte. Das war auf der einen Seite sicher nicht schlecht. Andererseits war mit dem Vater auch gewiss nicht zu spaßen.
Schließlich verlor meine Mutter die Nerven. Sie hatte mich Sie hatte mich früher meinem Vater gegenüber immer verteidigt und geschützt. Und jetzt - nachdem sie von der Schwangerschaft gehört hatte - drehte sie offenbar total durch.

Nach all diesem Druck und sämtlichen schlechten Nachrichten war ich meines Lebens überdrüssig. Leider kam ich damals noch nicht auf die Idee, an meinem Verhalten etwas ändern zu müssen, sondern ich dachte nur noch daran, mit allem Schluss zu machen. Deshalb steuerte ich - nachdem ich mir Mut angetrunken hatte - auf irgendeiner Landstraße den Porsche einfach wild drauflos und landete an einem Baum. Dann wurde es ganz dunkel um mich herum.

Irgendwann wurde die Dunkelheit ein wenig heller. Aber es blieb immer noch ziemlich düster. Ich dachte, dieser Zustand würde sehr bald zu Ende gehen und dann käme die endgültige Dunkelheit, also das, was ich mir unter dem Tod vorgestellt hatte: Schluss, Ende. Feierabend und gar nichts weiter. Aber die nur leicht erhellte komische Düsternis blieb. Sonderbar war das. So hatte ich mir den Tod und das Ende nicht ausgemalt. Entweder war ich noch nicht richtig tot, oder es ging trotz allem irgendwie weiter.

Und da rollte auch mein ganzes Leben wie ein Film im Zeitraffer an meinem inneren oder geistigen Auge vorbei - wenn es denn so etwas geben sollte. Ich sah mich als kleinen Jungen mit allem möglichen Spielzeug, so wie ich das auch immer haben wollte. Papa und Mama waren offenbar sehr stolz auf mich. Ich durfte machen, was auch immer ich wollte. Papa war zwar nicht immer mit allem einverstanden, was ich so anstellte. Aber Mama regelte es jedes Mal.

Dann sah ich mich in der Schule. Gab es Schwierigkeiten, dann bekam ich Nachhilfe. Wollte ich nicht lernen, dann beharkte Mama die Lehrer. Und irgendwann schaffte ich im zweiten Durchgang dann doch das Abitur. Ich studierte, befasste mich aber viel lieber mit den angenehmeren Seiten des Lebens als mit dem lästigen Lernstoff.

Schließlich sah ich die Schlussphase: lang andauerndes Studium bei wenig begeisterten Professoren, ärgerlicher Vater, Mitteilung von der Schwangerschaft einer befreundeten Kommilitonin, jammernde Mutter. Und schließlich sah ich mich im völlig demolierten Porsche an einem starken Baum.

Das also war mein Leben. Nun wartete ich auf das endgültige Versinken in Dunkelheit und ewigem Nichts. Aber das trat nicht ein. Ich blieb in dieser nur ganz leicht erhellten Düsternis.
Eine Zeitvorstellung hatte ich natürlich nicht mehr. Grübeleien und tiefer gehende Gedanken machte ich mir selbstverständlich auch keine. Mir blieb ganz einfach nichts anderes übrig, als zu warten. Oh, wie hatte ich mir früher so toll die Zeit vertrieben, wenn ich das Gefühl hatte, es sei irgendwie langweilig! Und was jetzt? Doch hier musste ich mich gedulden. Und Geduld war niemals meine besondere Stärke gewesen!

Gern hätte ich geschlafen oder zumindest vor mich hin gedöst, aber auch das war überhaupt nicht möglich. Ich war zornig und wütend, ich schimpfte. Aber nichts geschah. Wo war ich hier eigentlich gelandet? Es muss wohl eine ganze Weile gedauert haben, als ich auf einmal den eigenartigen Eindruck hatte, als würde es ein wenig heller werden. Und dann wurde es noch etwas lichter, bis ich schließlich in der immer stärker werdenden Helligkeit eine Gestalt sah. Sie näherte sich und war von dem sich verbreitenden Glanz umgeben. Diese Gestalt schien irgendwie durchscheinend zu sein, aber es war jemand mit einer Art menschlichem Gesicht. Ja fast hatte ich den Eindruck, als sei es ein Kommilitone. Deshalb redete ich diese Person - oder was immer es auch sein mochte - wie einen Mitstudenten an: „ Was machst du denn hier in dieser Dunkelheit? Bist du auch gegen einen Baum geknallt?"

„Ich gehöre in diese Welt. Sie ist auch nicht dunkel, sondern hell und schön. Aber nur, wenn man auf sie vorbereitet ist. Wir sind geistige Wesen und brauchen daher kein Auto."
„Aber wer bist du denn?"
„Ich bin dein Begleiter, schon ein Leben lang."
„Tatsächlich? Aber ich habe dich ja noch nie bemerkt?"
„Das konntest du auch nicht, weil ich immer unsichtbar bei dir war. Denn dein Leib hat immer alles geistige abgeschirmt."
„Du hast meinen Leib erwähnt? Was ist denn mit dem passiert?"
„Dein Körper befindet sich in einem ganz schlimmen Zustand. Aber er wird gerettet werden. Du wolltest ja dein Leben beenden. Damit löst allerdings niemand auch nur das geringste Problem"
„Was hätte ich denn sonst tun sollen?"
„Deine Probleme da lösen, wo sie entstanden sind - in deinem Leben auf der Erde."
„Und wie?"
„Indem du dich auf dein Examen vorbereitest und es bestehst. Das wirst du dann auch schaffen. Und indem du weiterhin zu deiner Verantwortung stehst."
„Wie meinst du das?"
„Deine Kommilitonin, die ein Kind von dir erwartet. Du wirst mit ihr und dem Kind übrigens eine glückliche Familie haben."
„Und was noch?"
„Ja, noch etwas: etwas Vernünftiges u leisten und Verantwortung zu tragen, aber nicht vor ihr weglaufen. Damit wird kein einziges Problem gelöst."
„Weißt du denn auch, wie es sonst mit mir weitergeht?"
„Du wirst noch eine Zeit lang im Krankenhaus zubringen müssen. Autofahrten sind dir so bald nicht mehr möglich. Denn die Fahrerlaubnis bleibt vorerst eingezogen - zu deinem eigenen Schutz, aber auch zum Schutz der anderen..."
„Was wäre denn mit mir geschehen, wenn man mich nicht gerettet hätte?"
„Das lag und liegt an deiner eigenen Einstellung. Du wolltest doch mit der Lebensweise hier in dieser Welt nichts zu tun haben. Jedenfalls ließen dein Verhalten und deine Einstellung das stark vermuten. Damit hast du doch die Entfernung weit weg vom höheren Wesen - also von Gott, wie man auf der Erde sagt - selbst gewollt."
„Bekomme ich denn jetzt eine Gelegenheit, das zu ändern?"
„Du bekommst die Gelegenheit, dich zu ändern."
Nach diesen Worten war ich wieder allein. Auch das helle Licht nahm ab, und ich befand mich erneut in der eigenartigen Finsternis, die nur von einem winzigen Lichtschimmer leicht erhellt wurde.
Diese Dunkelheit nahm dann immer mehr zu.
Wie lange ich darin zugebracht habe, weiß ich nicht. Vielmehr erwachte ich dann irgendwann auf der Intensivstation. Ich war über und über mit dicken Verbänden umwickelt und hatte unglaublich viele Infusionsschläuche an meinem Körper. Ich verspürte Schmerzen an allen möglichen Stellen, wenn durch die Schmerzmittel auch etwas gedämpft. Irgendwie dämmerte ich so vor mich hin.
Nun hatte ich auch die Möglichkeit, über das während meiner tiefen Bewusstlosigkeit erlebte nachzudenken. Ich hielt es kaum für möglich. Aber dieses Gespräch war so klar, deutlich und logisch, dass ich irgendeinen Irrtum mit Sicherheit ausschließen konnte. Mein Gesprächpartner verfügte über ein solch enormes Detailwissen, dass Phantasien und Phantomgedanken für eine Erklärung des Phänomens nicht infrage kamen.
An einem der nächsten Tage bestätigte der Chefarzt in einem ausführlichen Gespräch zudem in allen Einzelheiten das, was mein Gesprächpartner mir an der Grenze zu jener anderen Welt schon mitgeteilt hatte. Meine Eltern waren über meinen Auto"unfall" zutiefst entsetzt und bestürzt und bewunderten meine angesichts all dessen gefasste Haltung. Als ich mich nach meinem Führerschein erkundigte, erfuhr ich, was mir mein jenseitiger Dialogpartner ebenfalls schon gesagt hatte.
Mir wurde mehr und mehr bewusst. Was ich an der Schwelle zur jenseitigen Existenz erlebt und erfahren hatte, war Wirklichkeit!

Ralf B. beendete nach seinem ziemlich langwierigen Gesundungsprozess das Studium mit vorheriger gründlicher Vorbereitung und unterzog sich auch erfolgreich dem zweiten Ausbildungsabschnitt. Natürlich unterstützte ihn sein Vater besonders gern, als er sah, dass sein Sohn sich - wie umgewandelt - mit unglaublicher Emsigkeit um Ausbildung und Fortkommen bemühte.

Des Weiteren heiratete er seine Mitstudentin, die ein Kind von ihm erwartete. Und seine eigene und die angeheiratete Familie erkannten ihn nicht wieder: Er hatte für andere Damen keinerlei Blick mehr. Als er dann Vater einer gesunden und kräftigen Tochter geworden war, kannte seine Freude kaum noch Grenzen. Ebenso wuchsen die beiden elterlichen Familien durch das Enkelkind zusammen.

Der junge Jurist und Vater führte ein beispielhaftes Familien- und Berufsleben.
Sein Vater aber war sprachlos: Wie konnte es kommen, dass sein ziemlich lockerer und gewiss nicht beispielhafter Sohn nach jenem Unfall schlagartig um hundertachtzig Grad seinen Lebensstil wendete?
Auf diese Frage antwortete der Sohn in einem merkwürdigen Satz, über den Vater Bastian B. sehr lange nachdenken musste: „Das Leben hier auf der Erde ist nicht alles, aber es ist die Vorbereitung und Bewährung für alles, was später kommt!"

Bei der Schlüsselperson dieser Vision traten eine ganze Reihe von Problemen auf: Erziehungsmängel, ein orientierungsloses Leben, mangelnde Konsequenzen bei der Ausbildung, fehlendes Verantwortungsbewusstsein, Anhäufung von selbst verursachten Schwierigkeiten, Verzweiflungssituation und schließlich die Kurzschlussreaktion in Selbsttötungsabsicht.

Bei der Einschätzung dieser Sachverhalte geht es nicht um irgendeine moralische Bewertung, sondern um die psychologische Erklärung, wie sich menschliche Entwicklungswege derart ausprägen können, bis es aus Sicht des Betroffenen offenbar keinerlei Ausweg mehr gibt. Nun spätestens wäre der Augenblick gekommen, fachkundige Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber dazu sind viel Menschen aus falschen Gründen zu stolz. Die meist selbst verursachten Schwierigkeiten steigern sich dann beständig weiter, bis dann tatsächlich keine Lösung mehr möglich scheint. Und dann kommt es zum Allerletzten. Gerade dieser Fall zeigt jedoch, dass es auch anders geht. Selbst aus viel schlimmeren und verzweifelteren Situationen gibt es immer einen Ausweg.